Nach dem ersten Schuljahr erhalten Kinder zumeist ein verbales Zeugnis. Anstelle der Auflistung einzelner Fächer und den erreichten Zensuren von 1-6 ist eine verbale Beurteilung ein Fließtext. Dieser ist ungefähr eine DIN A4 Seite lang und beschreibt die Entwicklung des Kindes vom Tag der Einschulung bis zum Abschluss des ersten Schuljahres.
Viele Eltern versuchen, aus diesem Text die Zensuren des eigenen Kindes herauszulesen. Wie steht es denn nun in Mathe und welche Leistung hat es beim Lesenlernen erreicht? Dabei möchte ein verbales Zeugnis eigentlich genau das vermeiden. Insbesondere bei Erstklässlern ist es sinnvoll, ihre Lernentwicklung der letzten Monate zu beschreiben. Das geht mit einem ausformulierten Text weitaus besser, als mit der Festlegung auf Ziffern von 1-6. Eltern sollte also bewusst sein, dass ihr Kind im ersten Schuljahr eine enorme Entwicklung durchlaufen hat, die eine elementare Grundlage für die kommenden Lernjahre darstellt.
Verbales Zeugnis in der 1. Klasse
Dennoch ist es sinnvoll, sich einige Ausdrücke genauer anzusehen und sie somit besser verstehen zu können. Denn ebenso wie bei einem Arbeitszeugnis gibt es bestimmte Wörter, die Rückschlüsse auf das Leistungsvermögen des eigenen Kindes zulassen. Und nur wenn man dieses realistisch einschätzen kann, ist auch eine optimale Unterstützung möglich. Anbei einige Tipps zum Entschlüsseln gängiger Zeugnis-Formulierungen:
Zunächst ist es immer ein sehr gutes Zeichen, wenn ein „sehr“ zur Verstärkung im Text steht. Wenn dein Kind also etwas „sehr gut“ beherrscht und „sehr sicher“ im Anwenden von neuen Kenntnissen und Fähigkeiten ist, ist das mit der Note Eins gleichzusetzen.
Falls dein Kind für einige Aufgabenarten „noch Hilfsmittel“ oder „Unterstützung“ benötigt, fehlen einige Kenntnisse. Auch wenn es in „bekannten“ Aufgabenstellungen zurecht kommt, scheint es das Thema noch nicht komplett zu beherrschen, um eigenständig schwierigere, weil unbekannte Aufgaben lösen zu können. Das entspricht eher der Note Drei.
Wenn im Zeugnis steht, dass dein Kind sich in einem Fach „bemüht hat“ bedeutet das meist, dass es noch nicht so gut im Unterricht mitkommt. Es kann helfen, wenn du bestimmte Inhalte gemeinsam mit deinem Kind wiederholst, um ihm mehr Sicherheit zu geben.
Arbeits- und Sozialverhalten auf dem Zeugnis
Nicht nur der Lernfortschritt spielt auf dem Zeugnis in der Grundschule eine Rolle, sondern auch das gezeigte Arbeits- und Sozialverhalten. Hier gibt es Kinder, deren Kompetenzen in den beiden Bereichen stark voneinander abweichen. Durchgehend „sehr gut“ den Zahlenraum von 1-20 verstanden zu haben bedeutet nicht automatisch, dass der Schüler mit Interesse das Unterrichtsgeschehen verfolgt.
Wenn dein Kind „stets für neue Themen zu begeistern“ war, oder „über das gesamte Schuljahr hinweg“ eine hohe Lernbereitschaft zeigte, ist es ein sehr guter Schüler bzw. eine sehr gute Schülerin. Wenn das Wörtchen „stets“ in der Bewertung fehlt, weist das eher auf eine gute Leistung hin. Wenn dein Kind sich „nicht von sich aus“ an Neues herantraute, ist das ein Zeichen dafür, dass es noch nicht selbstständig genug arbeitet.
Um herauszufinden, wie gut dein Kind mit Aufgabenstellungen umgeht, lohnt es sich darauf zu achten, ob es „zielstrebig“ und „motiviert“ oder „bei Interesse“ mitarbeitet. Diese Formulierungen machen den Unterschied zwischen sehr guten und lediglich befriedigenden Leistungen.
Wenn die Arbeitsweise deines Kindes als „überaus gründlich“ beschrieben wird, entspricht das meist der Note Eins. Auch eine „große Selbstständigkeit und Motivation“ passt dazu. Wenn etwas mit einem „besonderen Lob“ versehen wurde, ist es natürlich eine herausragende Leistung.
Eine Bewertung der Arbeitsweise, in der beschrieben wird, dass dein Kind im Unterricht „sachbezogen“ antwortete und Lernziele „oft“ oder „größtenteils“ erfüllt hat, meint, dass es noch Bereiche gibt, die es regelmäßig üben und auch zu Hause vertiefen sollte.
Reaktion auf das Zeugnis
Auch wenn du noch Verbesserungsbedarf aus dem Zeugnis deines Kindes herausliest, solltest du es unbedingt für seine erbrachten Leistungen loben. Gehe davon aus, dass dein Kind in diesem Jahr sein Bestes gegeben hat. Nichts motiviert Kinder mehr, als positive Bestätigung. Die Anerkennung von Mama und Papa, dass das erste Schuljahr ein gut gelungener Start war, kann für die Leistungen der zweiten Klasse Wunder wirken.
Wenn du dir nicht sicher bist, ob dein Kind die Anforderungen der ersten Klasse erfüllt hat, dann melde dich gerne bei mir. Ich berate dich bei allen Fragen rund um Schule und helfe dir dabei, Fragen zu klären und Probleme zu lösen. Hier kommst du direkt zu meinem Kontaktformular.
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