Es ist so still, ich höre gar nichts. Seitdem es keine Informationen bzgl. der Corona-Testpflicht an deutschen Schulen gibt, höre ich von Seiten der Bildungspolitik gar nichts mehr. War es vor Corona schon sehr, sehr leise, was diesen Aspekt unserer Politik betrifft, so lausche ich hier mittlerweile nur noch dem Schweigen im Walde. Und das, obwohl ich mit vier schulpflichtigen Kindern und als bildungsinteressiertes Elternteil doch eigentlich im Zentrum der Informationsflut stehen müsste.
Verwaltung des Mangels
Dabei ist mittlerweile allgemein bekannt, dass es in unserem Bildungssystem hapert. Nicht erst seit gestern und auch nicht seit letztem Jahr. Viel mehr schleppen wir einen Rückstau der letzten Jahrzehnte mit uns herum: Fehlende Lehrer aufgrund schlechter Planung, fehlende Gelder aufgrund des Mangels an Interesse und fehlende digitale Grundausstattungen. Von defekten Toiletten, ungesundem Schulessen, ausfallenden Schulstunden und überfüllten Klassenräume ganz zu schweigen. Kurzum: Wir verwalten seit Jahren einen deutschen Bildungsmangel, der uns eher früher als später auf die Füße fallen wird. Denn wo sollen sie denn herkommen, all die fehlenden Fachkräfte und klugen Demokraten von morgen, die unser Land auch in den kommenden Jahrzehnten auf Kurs halten werden?
Vergeudetes Potenzial
Viele von ihnen werden im Elternhaus zusätzlich gefördert, um in der realen Welt nach dem Schulabschluss bestehen zu können. Nach wie vor zählt Deutschland zu den Ländern, in denen die Herkunft massiv über berufliche Chancen entscheidet. Ungerecht? Ja, das ist es. Denn wir lassen sehenden Auges viel zu viel Potenzial unserer Kinder am Wegesrand liegen. Wir vergeuden kostbare Fähigkeiten, weil wir keine Zeit haben auch auf die gezielt einzugehen, die von Haus aus keinen guten Start in ihr Schulleben haben. Ich weiß, dass viele meiner Lehrerkollegen sich schier zerreißen, um all ihre Schüler individuell zu fördern. Doch seien wir ehrlich: Zumeist als Einzelperson mit rund 25 Kindern sechs Stunden am Tag individualisiertes Lernmaterial anzubieten, zu vermitteln und letztlich auch zu korrigieren ist schlichtweg unmöglich. Es ist der ewige Lehrer-Struggle: Wir sehen unsere Schulkinder in all ihren Schwächen und Stärken. Aber wir schaffen es einfach nicht, jedem jederzeit gerecht zu werden.
Viel zu lautes Schweigen
Das ist für Lehrer ungemein frustrierend und wir können es uns als Land schlichtweg nicht leisten. Bildung ist nicht etwas, das schon irgendwie gelingen wird. Bildung ist ein kostbares Gut (wenn nicht sogar unser kostbarstes), das kluger Aufmerksamkeit von jenen bedarf, die dafür verantwortlich sind. Maßgeblich unsere Politiker, sowohl auf Bundes- als auch auf Länderebene. Doch ihr Schweigen hallt in meinen Ohren schon viel zu lange viel zu laut.
Jeden Tag gehen unsere Kinder in veraltete Schulgebäude. Sie lernen in einem Umfeld, das weder motivierend noch zeitgemäß ist. Sie baden all das aus, was die Politik seit Jahren versäumt. Und bekommen das Gefühl, dass sie nicht zählen und ihre Stimme keinen Wert hat. Zumindest dann, wenn sie noch keine Wählerstimme ist.
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