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Klassenarbeit, Test und LEK – Warum kommt in der Schule immer alles auf einmal? 

In jedem Schuljahr ist es das gleiche: Einige Zeit lang scheint gar nichts zu passieren. Die Schule läuft vor sich hin, die Kinder erzählen dies und das, aber wirkliche Leistungskontrollen scheint es nicht zu geben. Dann auf einmal ändert sich die Situation. Nun folgt eine Klassenarbeit auf die nächste, dazwischen Tests und LEKs. Kann man das nicht anders einteilen?

Als Lehrerin habe ich die Zeit zwischen Herbstferien und Weihnachtsferien immer als besonders anstrengend empfunden. Es geht hinein in die dunkle Jahreszeit, das Aufstehen fällt zunehmend schwerer und zumeist sind es viele Wochen, bis die nächsten Ferien winken. Dazu kommt die kindliche Aufregung rund um das bevorstehende Weihnachtsfest, welche die Aufmerksamkeit spätestens ab Dezember zusätzlich verkürzt. Doch gerade in diesem Zeitraum muss noch diese und jene Klassenarbeit geschrieben werden, das ist leider unvermeidlich. Wieso? Aus Lehrersicht ist die Antwort recht eindeutig.

Planung vs. Realität

Natürlich versucht man als Lehrer, zu Beginn des Schuljahres seine Unterrichtsinhalte für die kommenden Wochen und Monate zu planen. Klassenarbeiten, Tests und Lernerfolgskontrollen werden ebenfalls angedacht und teilweise auch schon im Klassenbuch vermerkt. So kann man als Lehrer sicherstellen, dass die Anzahl von zwei Klassenarbeiten pro Woche nicht überschritten wird. Bei Tests und LEKs gibt es diese Vorgabe nicht, so dass allein hierdurch schon oft eine Häufung entsteht.

Denn nicht alle Lehrer haben ein gutes Zeitmanagement. So überraschend wie das alljährliche Weihnachtsfest ereilt sie dann die Erkenntnis, dass noch eine Klassenarbeit in einer ihrer Klassen offen ist. Oder auch in mehreren. Folglich werden diese Arbeiten zumeist recht spät angekündigt und in irgendeine Woche gequetscht, die vom Unterricht her passt. Durch diese mangelnde Absprache kommt es dann dazu, dass Schüler eine Häufung an Leistungskontrollen erleben. Ärgerlich, denn aus lernpsychologischer Sicht sind diese Mengen an Lernstoff natürlich nicht optimal. Schließlich sollte es nicht das Ziel einer Klassenarbeit sein, die Inhalte ausschließlich im Kurzzeitgedächtnis zu speichern. In der Realität ist das aber oft der Fall.

Zum mangelnden Zeitmanagement einiger Lehrer kommen auch noch unvorhergesehene Ereignisse im Schulleben. Die beste Planung für das Schuljahr kann nicht verhindern, dass im turbulenten Alltag mit unzähligen Kindern immer etwas anders läuft als geplant. Sei es der verschobene Schullauf, krankheitsbedingte Ausfälle oder der Unfall auf dem Pausenhof kurz vor dem Test. Irgendetwas ist immer! So müssen ausgefallene Klassenarbeiten nun einmal verschoben werden und das häufig in mehreren Fächern. Klar, dass es so zu unschönen Häufungen kommt.

Schulstress in der Familie

Während ich diese Häufungen als Lehrerin nachvollziehen kann, nerven sie mich als Mutter von vier schulpflichtigen Kindern kolossal. Wenn ich meiner Kinder (7. und 11. Klasse, die Zwillinge wurden gerade erst eingeschult) im September nach einer anstehenden Klassenarbeit frage und immer wieder höre, dass keine angekündigt wurde, weiß ich schon was kommt. Das dicke Ende kommt nämlich garantiert, spätestens nach den Herbstferien geht es los. Dann dauert es zumeist ein bis zwei Wochen, bevor die Testsalve auf meine Kinder niederprasselt. Egal ob Mathe, Erdkunde, Deutsch oder Geschichte – nun prüft jeder Lehrer auf seine Art und Weise den Lernstand der Schüler. Gerne kommen zur Klassenarbeit dann noch Referate oder benotete Hausaufgaben dazu. Ein Umstand, den ich zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht nachvollziehen kann.

Was rege ich mich eigentlich auf, sind doch schließlich nicht meine Klassenarbeiten, oder? Ich bin keine Tigermom, die ihre Kinder fünf Stunden täglich an den Schreibtisch setzt, damit sie mit ihren guten Leistungen glänzen. Im Gegenteil, ich achte penibel auf ihre school-life Balance weil ich finde, dass Kindheit und Jugend so viel mehr ist als theoretisches Wissen. Trotzdem müssen meine Kinder für ihre Leistungsabfragen lernen, denn sie sind nicht mit einem photographischen Gedächtnis gesegnet. Eine Klassenarbeit bedeutet für sie eine Herausforderung und ist mit einem gewissen Maß an Stress verbunden. Das ist ok, denn Herausforderungen gehören zum Leben dazu.

Schwierig wird es, wenn ihnen die Anforderungen über den Kopf wachsen. Das ist bei einer Häufung von Tests der Fall, bei denen sie sich von all den verschiedenen Inhalten überfordert fühlen. In diesen arbeitsintensiven Phasen steigt der Stresspegel meiner Kinder und das überträgt sich natürlich auf alle anderen Familienmitglieder. Die Streitigkeiten zwischen den Geschwistern nehmen zu und die Nerven werden dünner. Als Mutter stehe ich hier im Auge des Orkans. Einerseits kann ich jedes meiner Kinder verstehen und möchte ihnen bei der Bewältigung ihres Lernpensums helfen. Andererseits muss ich den Schiedsrichter spielen, Streit schlichten und bekomme selber die eine oder andere patzige Antwort ab. Kurzum: Den Druck der Schule bekommt die Familie Zuhause unmittelbar zu spüren. Das ist unschön, insbesondere wenn die eigentlich besinnliche Adventszeit dadurch beeinträchtigt wird.

5 Tipps gegen Stress vor Klassenarbeiten

Also was kann man Zuhause tun, um den drohenden Stress von Klassenarbeiten und Co zu vermeiden?

  1. Gemeinsam mit den Kindern vorausschauen. Überlegen, in welchem Fach wohl bald eine Klassenarbeit oder LEK anstehen wird.

  2. Rechtzeitig mit dem Lernen beginnen. Hier braucht es oftmals Mamas Anschub, wenn doch noch nichts konkretes in der Schule angekündigt wurde.

  3. On top of things bleiben. Vokabeln regelmäßig lernen, den Hefter ordentlich führen, das Hausaufgabenheft benutzen. Damit vermeidet man zusätzlichen Stress kurz vor der Arbeit.

  4. Prioritäten setzen. Wenn in zwei Wochen fünf schriftliche Kontrollen geschrieben werden, muss man mit den wichtigsten beginnen. Was kommt zuerst, was fällt mir besonders schwer, wo muss ich noch Material besorgen? Hier hilft ein gemeinsames Gespräch, damit Kinder einen besseren Überblick bekommen.

  5. Gesunde Einstellung erarbeiten. Ja, man sollte von Kindern gute Leistungen fordern und sie dazu anleiten, ihr Bestes zu geben. Dennoch muss das Kind wissen, dass die elterliche Liebe nicht von seinen Leistungen abhängt. Eine schlechte Note kann man korrigieren. Sie sagt nur etwas über den Lernstand aus – nicht über das Kind als Person.

Mich beruhigt in stressigen Schulsituationen mit meinen Kids immer ein sehr schöner Spruch. Eine ältere Kollegin sagte ihn einmal zu mir, als ich ihr von meinen Sorgen bzgl. meiner eigenen Kinder berichtete. Sie hatte bereits ihre drei Kinder bis zum Abitur begleitet und meinte ganz trocken zu mir: „Weißt du Viola, am Ende ist es nur Schule. Kein Grund zur Aufregung, die Kinder werden ihren Weg gehen.“

Recht hat sie.

P.S.: Viele weitere spannende Beiträge rund um dein Schulkind findest du in meiner Kategorie Schule. Schau doch mal vorbei!

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