top of page
AutorenbildVPH

Generation 2.5: Mit dem Handy in die Kita?

Neulich im Sportstudio: Während ich mich auf meiner kleinen Matte von (nicht sehr viel Sport) ausruhe, unterhalten sich hinter mir zwei Frauen. Bald wird deutlich, dass es sich um Mutter und Tochter handelt, die offensichtlich sehr unterschiedliche Ansichten vertreten. Die Mutter ist felsenfest davon überzeugt, dass Kinder bald mit Handy in die Kita gehen werden. Ihre Tochter lacht sie aus. Und ich denke mir: Kann das wirklich sein?

Absurd, war mein erster Gedanke. Wer würde denn wohl sein Kind mit Handy in die Kita schicken? Dort ist es doch eingebettet in eine sichere Umgebung, hat seine Spielkameraden um sich und kann im Zweifelsfall die Erzieherin bitten, per Telefon Kontakt mit Mama oder Papa aufzunehmen. Ein Kleinkind mit Handy in der Kita – diese Idee war mir noch nie zuvor gekommen.

Fortschritt im Sauseschritt

Andererseits: Wer hätte vor 20 Jahren gedacht, dass ein mobiles Telefon dem Festnetz mal den Rang ablaufen würde? Dass fast jeder von uns ständig einen Berg an Informationen in der Hand- oder Hosentasche mit sich trägt? Dass wir ganz selbstverständlich von unterwegs Kino-Tickets bestellen, Windeln ordern oder uns neue Schuhe nach Hause schicken lassen? Der Fortschritt schreitet ohne Pause fort und natürlich macht er auch vor der Welt unserer Kinder nicht halt.

Kinder ohne digitale Geräte aufwachsen zu lassen ist fast nicht mehr möglich. Ob es nötig wäre, ist eine andere Frage. Allein bei meinen vier Kindern kann ich innerhalb von 10 Jahren einen riesigen Unterschied in den Gegebenheiten ihrer Kindheit feststellen.

Kindheit vor 10 Jahren – und heute

Als meine Tochter geboren wurde, habe ich die frohe Botschaft als erstes per SMS verbreitet. Nein, kein Whatsapp und kein Gruppenchat – SMS. War schon cool ein Handy dabei zu haben, so konnte man immerhin mehr Leute informieren, als dies mit einem Festnetz möglich gewesen wäre. Ein paar Jahre später durfte sie dann ab und an mal fernsehen. So richtig in diesem großen eckigen Gerät mit recht dicker Bildschirmröhre. Wie auch sonst. Tablet und Smartphone waren eine technische Spielerei, die für mich nichts mit meinem Alltag zu tun hatte.

Bei meinem zwei Jahre später geborenen Sohn war es ähnlich, doch mittlerweile hatte auch ich mich zu einem Handy mit Internetzugang durchgerungen. Allerdings nur deshalb, weil es im Laden kein anderes mehr gab (peinlich, aber wahr)! Ein Tablet für die ganze Familie wurde angeschafft, das allerdings sehr schwer und klobig und somit nicht wirklich attraktiv für die Kinder war. Wieso auch, denn Streamingdienste lagen noch in weiter Ferne und den Kindern kurze Videos auf Youtube zu zeigen, wäre mir überhaupt nicht in den Sinn gekommen.

Acht Jahre später im Jahr 2015 sah die Realität dann komplett anders aus. Unzählige Videos von den ersten Stunden nach meiner Zwillingsgeburt gibt es, alle gefilmt mit der super Kamera eines aktuellen Smartphones. Whatsapp Gifs mit Herzchen wurden mir geschickt und Canva sorgte schließlich für die Inspiration einer hübschen Geburtsanzeige. Zuhause konnte ich nun kurzfristig die beiden Großen vor ihre Netflix-Lieblingsserie setzen, wenn ich mal 10 Minuten alleine mit den schreienden Zwillingsbabys benötigte. Ein eigenes Handy stand auf dem Wunschzettel meiner Tochter, denn natürlich war sie „die Einzige“, die in der 6. Klasse noch über keins verfügte. Skandal, wie sollte sie denn so am Klassenchat teilnehmen? Ohne Handy kein Sozialleben, hieß es plötzlich.

Aufwachsen mit Smartphone und Tablet

Tja, und meine dreijährigen Zwillinge gehören nun definitiv zu den digital natives. Sie wischen auf jedwedem Untergrund hin und her – und wundern sich dann, wenn der sich nicht ihren Erwartungen entsprechend verändert. Die Lieblingsserie auf Abruf ist Normalität geworden und wenn sie Dino-Bilder angucken möchten dann flitzen sie und holen das Tablet. Das Bild erscheint nicht? „Mama, das Internet ist kaputt!“ Eindeutige Diagnose von zwei Kleinkindern, für die die online Welt zum Großwerden dazu gehört.

Nicht in dem Umfang, in dem ihre reale Welt sie beeinflusst. Dafür spielen sie viel zu gerne draußen und natürlich erlaube ich sämtliche Medien nur limitiert. Aber diese Welt ist da. Meine Kleinkinder empfinden sie als Bereicherung, denn all ihre Fragen können dadurch geklärt, ihre Neugierde befriedigt werden. So geistert seit einiger Zeit das Thema „Lava“ durch ihre Köpfe. Klar, auch ein Buch haben wir darüber, aber die gedruckten Bilder sind natürlich lange nicht so spektakulär wie die Aufnahmen eines echten Vulkanausbruchs.

Wie digitale Medien Zuhause genutzt werden, muss letztlich jede Familie für sich entscheiden. Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch die Begleitung durch die Eltern. Ich würde meinen Kleinkindern das Tablet nie zum alleinigen Spielen überlassen, das würde ihre Kompetenzen absolut überfordern. Mein 11-jähriger Sohn hingegen darf alleine am Tablet sein, allerdings nur mit einem vorher abgesprochenen und eher engen Zeitlimit. Kinder müssen einen bewussten Umgang mit digitalen Geräten lernen und dafür benötigen sie die Anleitung und Unterstützung von uns Eltern.

Handy in der Kita: (Noch) unvorstellbar?

Aber zurück zu meinem ursprünglichen Gedanken. Kann es einen Grund geben, weshalb Kinder mit einem Handy in die Kita gehen sollten? Sicher muss man auch hier die unterschiedlichen Altersstufen bedenken. Für ein zweijähriges Kleinkind wäre eine Handynutzung indiskutabel und ich kann mir wirklich nicht vorstellen, dass sich daran etwas ändern wird.

Bei Kita-Kindern, die demnächst das Schulalter erreichen, ist die Situation eine andere. Sie sind kognitiv in der Lage, mit einem Handy umzugehen. Doch welchen Nutzen sollte das Gerät in der Kita bringen? Spontane Verabredungen mit Freunden werden noch über die Mütter abgesprochen und im Krankheitsfall würde die Kita die Eltern kontaktieren. Alleine nach Hause laufen wird nach Kita-Ende auch kein Kind – vermute ich zumindest mal stark.

So sehr ich auch überlegt habe, mir ist kein triftiger Grund für ein Handy in der Kita eingefallen. Trotzdem kann ich mir vorstellen, dass genau das irgendwann passieren wird. Vielleicht als zusätzliche Sicherheit für die Eltern? Meiner Meinung nach absurd, aber wer weiß das schon so genau.

Daher würde mich eure Meinung zu diesem Thema interessieren: Könnt ihr euch vorstellen, dass Kinder in 5/10/15 Jahren mit Handy in die Kita gehen? Oder gibt es vielleicht einige unter euch, die bereits Erfahrung damit gesammelt haben? Sehr spannend, ich freue mich auf eure Kommentare!

Über euer Like meiner Facebook Seite Mama&Co würde ich mich sehr freuen! Dort werdet ihr auch regelmäßig als erste über neue Beiträge informiert.

2 Ansichten0 Kommentare

Comments


Beitrag: Blog2_Post
bottom of page