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Der Zahn wackelt, die Mama heult: Was ein Wackelzahn mit Loslassen zu tun hat

Ja, ja, ich weiß. Es ist nicht allzu lange her, da habe ich einen Beitrag zum Thema Warum es auch schön ist, wenn Kinder größer werden geschrieben. Stimmt ja auch, eigentlich. Aber dann halt auch wieder nicht. Und so hat mich der Wackelzahn meiner kleinen Tochter vergangene Woche völlig unerwartet aus den Socken gehauen…

15.30h – Alle Zähnchen da

Es ist Freitag, 15.30h. Gemeinsam mit ihrer Kita-Freundin sitze ich mit meinen Zwillingsmädchen im Eisladen und wir schlecken uns durch Vanille, Mango und Erdbeere. Die Mädels sprechen über ihre Erlebnisse am Vormittag und wissen von einer echten Sensation zu berichten: Ein Mädchen aus ihrer Vorschul-Gruppe hat einen Wackelzahn! Einen echten, der sich so richtig hin und her bewegen lässt. Das erweckt natürlich den blanken Neid bei meinen drei Begleiterinnen. Denn welches Kita-Kind wünscht sich nicht, mal so ordentlich vor den anderen ohne Wackelzahn angeben zu können?

Ich bewundere also das Wackelzahn-Mädchen für dieses unglaubliche Naturspektakel und denke mir im Stillen Wie gut, dass meine beiden noch keinerlei Anzeichen für einen losen Zahn aufweisen. Nee, vielen Dank auch, das hat für mein Empfinden noch mindestens bis zur Einschulung Zeit. Sie sind mit ihren fünfeinhalb Jahren doch noch sooooo klein, das wird bestimmt noch eine Weile dauern. Tja, weit gefehlt.

Zwei Stunden später. Zusammen mit ihrem Besuch spielen meine Zwillinge vergnügt in ihrer Kinderküche. Spaghetti werden gekocht /aka in lauwarmem Wasser eingeweicht und dann extrem bissfest verspeist. Auf einmal schallt ein lautes „Aua!“ durch den Raum, gefolgt von einem lauten Schluchzen und kullernden Tränen. Ich flitze zu meiner kleinen Tochter und frage sie, was passiert ist. „Der Zahn“, jammert sie, „der Zahn tut so doll weh!“ Ich schaue mir den kleinen Übeltäter unten in der Mitte an und traue meinen Augen nicht: Er wackelt!

17.30h – Ein Wackelzahn!

Das kann doch wohl nicht wahr sein, denke ich mir. Der hat doch noch nie gewackelt, was fällt dem denn wohl ein? Meine Tochter schwankt derweil zwischen Schmerz- und Freudentränen, denn mit so einer guten Nachricht hatte sie nun wirklich nicht gerechnet. „Super“, lispelt sie mich strahlend an, „dann kann ich den Wackelzahn am Montag ja gleich in der Kita zeigen! Oder vielleicht ist er ja bis dahin auch rausgefallen. Oder, Mama?“

Fachmännisch versuche ich sie zu beruhigen und ihr zu erklären, dass zwischen dem Wackeln eines Zahns und seinem wirklichen Rausfallen zumeist mehrere Tage liegen. In dieser Zeit löst er sich langsam ab und das dauert zumeist ein wenig. Zum Glück, denke ich mir, denn auch ich bin noch nicht so weit, diesen Zahn einfach gehen zu lassen. Der erste Wackelzahn meiner beiden Nachzügler war doch ein Schreck für mich, mit dem ich mich erstmal arrangieren muss. Sicherlich habe ich mich in ein paar Tagen wieder soweit beruhigt, dass ich mich dann aufrichtig mit meiner Tochter freuen kann. Das dauert ja alles noch ein bisschen… Oder auch nicht.

Freitag 19 Uhr. Wir sitzen beim gemeinsamen Abendessen und dem Papa wird gerade vom neuerlichen Wackelzahn berichtet. Er gibt sich mächtig beeindruckt und auch die großen Geschwister können fast nicht glauben, was sie in dem kleinen Mündchen ihrer Schwester sehen. Fröhlich beißt sie in ihr Hühnchenfleisch, als sich mit einem Mal ihr Gesicht verzieht. Die Tränen schießen ihr in die Augen und ihr Mund verzerrt sich vor Schmerzen – aua, direkt auf den Wackelzahn gebissen. Jetzt hat sie keine Lust mehr auf ihr Hühnchen und weicht lieber auf die Reis-Beilage aus. Das scheint ihr unter diesen wackelhaften Umständen die bessere Wahl zu sein.

19h – Der Zahn ist raus!

Doch was ist das? Schon wieder verzieht sie ihr Gesicht, öffnet den Mund und -zack- spuckt den eben noch losen Zahn aus! Der Rest der Familie bricht in Jubelschreie aus, das Kind schwankt zwischen Schreck und Stolz und die Mama heult. Absolut unpädagogisch, ich weiß, aber in diesem Moment ging es nicht anders. Meine Gefühle hatten mich schlichtweg überwältigt. Natürlich erkläre ich meiner Kleinen sofort, dass alles ok ist und ich mich sehr über ihre erste Zahnlücke freue. Aber ich bin auch ehrlich und sage ihr, dass sie doch mein kleines Schätzchen ist. Und mich ihr Wackelzahn, den ich noch gar nicht erwartet hatte, daher kalt erwischt hat. Sie versteht mich und sagt mit einem wissenden Lächeln: „Ja, da muss die Mama wieder ein Tränchen vergießen!“ Herrje, wie sie mich kennen, diese kleinen Monster.

So war dieser Freitag ein sehr emotionaler Tag für mich. In vier Stunden vom kompletten Gebiss bis zur ersten Zahnlücke – dieses Tempo hat mich eindeutig überfordert. Ein kleiner Wackelzahn hat mir gezeigt, wie schnell die Jahre doch vergangen sind. Dass meine kleinen Nachzügler eben doch nicht mehr so klein sind, wie ich es mir manchmal wünschen würde. Eine bittere Erkenntnis für mein Mama-Herz, denn es bedeutet wieder ein Stück mehr Loslassen.

Ganz langsam natürlich. Aber dennoch unaufhaltsam.

Wie geht es euch mit dem Größerwerden eurer “Kleinen”? Genießt ihr jeden Entwicklungsschritt, oder tut es manchmal ein bisschen weh? Ich freue mich über eure Kommentare!

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