Tatsächlich bin ich heute schon froh, wenn die kommenden Tage vorbei sind. Klar, Weihnachten ist ein ganz besonderes Fest und mit vier Kindern macht es durchaus Freude, den Advent schön zu gestalten. Doch es ist auch eine Zeit, in der Erinnerungen wach werden. Wo Momente aus der Vergangenheit auftauchen und mich schmerzlich daran erinnern, dass die Zeit meines leichten Herzens und der Unbeschwertheit vorbei ist.
Weihnachten ohne Papa / Opa / Ehemann
Seit vier Jahren feiern wir nun Weihnachten ohne meinen Vater. Für meine Mutter ist das sicherlich am schwersten und sie alleine zu sehen bricht mir zusätzlich das Herz. Sie würde sich nie beschweren, mir nie ihren Kummer zeigen. Aber dennoch spüre ich ihn. Und zwar fast noch schmerzhafter, als meinen eigenen.
Früher haben meine Eltern mir immer einen Adventskalender geschenkt. Selbst als ich erwachsen war, habe ich mit einem Lachen auf diese Tradition bestanden. Meine Eltern haben lächelnd den Kopf geschüttelt über ihre kleine große Tochter und sind dann losgezogen, um den schönsten Kalender für mich auszusuchen.
Für immer vorbei
Meine Mutter hat mir keinen Kalender mehr geschenkt – und ich habe nie wieder danach gefragt. Doch Weihnachten ohne eine geliebte Person bedeutet viel mehr als ein fehlender Adventskalender.
In dieser Zeit, die so angefüllt ist mit glücklichen Gesichtern, alljährlichen Weihnachtsliedern und familieneigenen Traditionen, tut der Verlust ganz besonders weh. Die gemeinsame Zeit ist nur noch eine Erinnerung, nicht mehr. Und egal ob es eine gebrannte Mandel ist, ein bestimmtes Lied oder weihnachtliches Marzipan – die Erinnerungen sind wie Nadelstiche.
Das sind sie für mich zwar das ganze Jahr über. Aber dann kann ich sie besser verdrängen. Ich schiebe sie weg, um so besser mit ihnen umgehen zu können. In der Weihnachtszeit ist das nicht möglich, denn sie sind überall und übermächtig. Und wenn ich nicht aufpasse, überwältigen sie mich.
Kürzlich war ich auf dem Friedhof. Während ich um meinen Vater weinte musste ich an all die anderen Menschen denken, die Weihnachten ohne ihre Liebsten feiern müssen. Die vielleicht 2019 zum ersten Mal mit diesem Verlust klarkommen müssen. Denen Menschen genommen wurden, bei denen der Tod noch unbegreiflicher (weil ungerechter) erscheint, als dies bei einem Mann von über 70 Jahren der Fall ist.
I feel you…
Ich kenne euch nicht persönlich, aber ich weiß, dass es ganz, ganz viele von euch gibt. Trauernde Mütter oder Väter, die in sich einen tiefen Kummer spüren. Die trotzdem weitermachen müssen für ihre Kinder. Sich verpflichtet fühlen, ein schönes Weihnachtsfest zu ermöglichen, um den Kindern ihre ganz eigenen zauberhaften Kindheitserinnerungen mit auf den Weg zu geben. Und deren Lächeln nie ihre Augen, geschweige denn ihr Herz erreicht.
Ich wollte euch nur sagen: Ich denke an euch. Ich weiß, wie ihr euch fühlt.
Diese Leere, die ein fehlender Lieblingsmensch hinterlässt, scheint manchmal fast greifbar. Und doch ist da nichts, woran man sich festhalten könnte. Es mag andere Schultern zum Anlehnen geben und das ist schön. Doch es reicht nicht aus.
Denn DU bist nicht mehr da.
Comentarios