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Traumatische Geburtserfahrung: Wenn Schwangere nicht ernst genommen werden

Die Geburt eines Kindes ist wohl eines der unvergesslichsten Erlebnisse im Leben jeder Mutter und jeden Vaters. Nun heißt es im Volksmund oft, dass alle Schmerzen und alles Leid, welches frau unter der Geburt erlebt hat, vergessen seien, sobald man das Baby im Arm halte. Aus meiner persönlichen Erfahrung kann ich sagen, dass dies nicht der Fall ist. Traumatische Geburtserlebnisse können manchmal noch jahrelang nachhallen.

Wer meinen Blog verfolgt weiß, dass ich bei den drei Geburten meiner vier Kinder von der Einleitung bis zum Kaiserschnitt alles erlebt habe. Waren diese Geburten im Rückblick „schön“? Ich habe sie nicht so empfunden. Als mich vor kurzem ein Kommentar auf meinen Beitrag zum Kaiserschnitt erreichte, musste ich erstmal ordentlich schlucken. Christina schildert mir dort ganz offen die traumatische Geburt ihrer Tochter. Und sie weckte in mir eine Erinnerung, die ich selber liebend gerne vergessen würde…

Verdängt ja – vergessen nein

Mein Sohn war sehr schwer, er wog bei seiner Geburt knapp 4,3kg. Die Ärzte hatten mir im Vorfeld einen Kaiserschnitt angeboten, doch ich wollte es lieber spontan versuchen. Das gelang auch und innerhalb von drei Stunden hielt ich meinen Wonneproppen im Arm.

Leider waren die Geburtsverletzungen sehr heftig und es wurde eine erfahrene Oberärztin gerufen, um mich zu versorgen. Ich bekam also noch im Kreißsaal zwei Spritzen, die schon maßlos wehtaten. Oberärztin: „Sie haben doch gerade ein Kind entbunden, da wird so eine Spritze ja wohl nicht schlimm sein!“ Nee, klar. So zwei lange Spritzen in den wunden Intimbereich nach der Entbindung eines 4kg Kindes sind überhaupt kein Ding. Bitte lassen Sie sich nicht von mir stören, einfach weitermachen.

Das tat sie dann auch. Und zwar mit Nadel und Faden … was ich deutlich spürte! Das äußerte ich auch, wurde aber mit der Aussage, dass könne gar nicht sein, abgewimmelt. Damit die Spritze wirken konnte, wartete sie dann ganz offensichtlich genervt noch eine Minute. Leider hatte der Wirkstoff (noch) nicht seine Wirkung entfaltet, aber ich traute mich nicht mehr, den Mund wieder aufzumachen.

Hilflosigkeit

Das schlimmste daran war nicht mal der körperliche Schmerz. Das schlimmste war das Gefühl der Hilflosigkeit und des Ausgeliefert-seins. Jahre später, als meine Zwillinge im selben Krankenhaus auf die Welt kommen sollten, habe ich meinen Mut zusammengenommen und mich über das Verhalten dieser Ärztin beschwert. Nein, so die Hebamme, das könne sie sich wirklich nicht vorstellen. Dr. Xy sei eine sehr erfahrene Ärztin, so ein Fehler wäre ihr sicherlich nicht unterlaufen. Ach so, sorry. Dann habe ich mir das wahrscheinlich nur eingebildet…

Trauma Kaiserschnitt

Christina ging es ähnlich. Auch ihre Einwände wurden einfach beiseite gewischt, ihre Schmerzen ignoriert. Sie hat mir freundlicherweise erlaubt, ihre traumatische Erfahrung mit euch zu teilen, was ich sehr gerne tun möchte:

Als mein 3. Kind unterwegs war, habe ich mich bewusst für einen Kaiserschnitt entschieden, da ich durch die Erfahrung einer „normalen“ Geburt sehr geprägt war. Ich musste damals mit 12 Stichen vaginal genäht werden, weil meine Tochter sehr groß war, was allerdings kein Arzt vorhersehen konnte. Jedenfalls hatte ich einen Termin zum Kaiserschnitt eine Woche vor errechnetem Geburtstermin. Leider hatte es meine 2. Tochter sehr eilig und die Fruchtblase platzte am selbigen Tag.

Ab ins Krankenhaus und ich wurde für den Kaiserschnitt vorbereitet – nicht sehr liebevoll. Es gab weder ein „Guten Morgen“, noch eine andere Form der Unterstützung. Ich wies mehrmals darauf hin, dass ich durch starke Ischiasschmerzen nicht sitzen oder liegen, geschweige denn auf die Op-Liege hochklettern kann. Dies wurde mit den Worten Das tut jetzt nichts zur Sache. Sie wollten den Kaiserschnitt, also sehen Sie zu, dass Sie sich beeilen. Es muss jetzt schnell gehen abgetan.

Einfach ignoriert

Dann wurde kurz darauf getestet, ob ich die Beine und den Bauch noch spüre. Ich bejahte dies. Antwort: „Nein, das kann überhaupt nicht sein. Sie haben schon so viel Betäubung bekommen!“ Schon wurde geschnitten, was fürchterlich gebrannt hat, dann der Bauch aufgerissen… ich hab gebrüllt, aber das schien niemanden zu interessieren. Das Zunähen hinterher war auch nicht witzig.

Während eine andere Patientin ihre Beine noch ewig nicht bewegen konnte, obwohl sie vor mir dran gewesen war, habe ich meine Beine längst bewegen können. Allerdings haben mich höllische Schmerzen davon abgehalten. Ich hatte noch ewig Albträume und psychische Probleme. Heute ist meine Maus schon fast 2,5 Jahre alt und ich habe mehr oder weniger damit abgeschlossen.

Was für eine Geschichte und was für ein Unding, dass man in einer Situation, in der man eh schon unter höchster Belastung steht nicht ernst genommen wird!

Es liegt mir fern, die Ärzte in ihren Bemühungen anzugreifen. Sie sind auch nur Menschen und an manchen Tagen müde oder schlecht drauf – auch wenn das eigentlich nicht an Patienten ausgelassen werden sollte. Was ich nicht akzeptabel finde ist die Arroganz, mit der man als Schwangere oder frisch entbundene Frau teilweise behandelt wird. Trotz Baby im Bauch sind wir erwachsene Personen, im Vollbesitz unserer geistigen Kräfte. Es ist wohl nicht zu viel verlangt, wenn dies im Kreißsaal oder auf dem Op-Tisch berücksichtigt wird.

Ist es euch auch so gegangen oder habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht? Vielleicht auch ein wunderschönes Geburtserlebnis genossen, das ihr gerne teilen möchtet? Ich freue mich auf eure Rückmeldungen! Gerne gleich ins Kommentarfeld, oder natürlich auch per Mail an viola@mama-und-co.de.

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