Da ist er: Der farbige Streifen auf dem Schwangerschaftstest! Überraschung, Schock, Begeisterung, Freude? Auf jeden Fall ein Feuerwerk an Gefühlen, welcher zu Beginn einer Schwangerschaft wohl fast jeder werdenden Mama durch den Kopf schießt. Emotionen find ich (meistens) toll – Schuldgefühle nicht!
Was haben Schuldgefühle mit der Schwangerschaft zu tun?
Vor einigen Tagen verkündete eine meiner Freundinnen, dass sie im nächsten Frühjahr ihr erstes Baby erwarten würde. Ich war natürlich total aus dem Häuschen und freute mich sehr für sie! Nach den wichtigsten Infos zu Schwangerschaftswoche, absolvierten Untersuchungen und ein paar Namensspielereien fragte ich sie dann, ob sie die frohe Kunde schon ihrem Chef übermittelt hätte.
Oh ja, antwortete sie, aber das sei gar nicht so leicht gewesen. Schließlich tue es ihr furchtbar leid, dass sie ihn demnächst im Stich lassen müsse. Der Betrieb sei personell ohnehin etwas schmal aufgestellt und somit habe sie schon ein schlechtes Gewissen, wenn es dann Richtung Mutterschutz und Elternzeit ginge.
Schlechtes Gewissen wegen Mutterschutz
Ich konnte sie verstehen und zwar voll und ganz. Ich fühlte mich plötzlich zurückversetzt um ein paar Jahre, als ich in der gleichen Situation gewesen war. Schwanger, total happy…und mit flauem Gefühl im Magen, denn wie sollte ich DAS meinem Arbeitgeber vermitteln? Mein Schuldgefühl hatte im selben Moment eingesetzt, in dem ich den Streifen auf dem Test gesehen hatte.
Und obwohl ich unterschiedliche Vorgesetzte drei Mal über eine bestehende Schwangerschaft informieren musste, fiel mir das Bekanntgeben doch niemals leichter. Jedes Mal wieder hatte ich ein ungutes Gefühl, schämte mich für die Mehrarbeit, die meine Kollegen würden übernehmen müssen und versicherte, dass ich bis zum allerletzten Tag zur Arbeit kommen würde – koste es, was es wolle.
Muss das so sein?
Ich möchte an dieser Stelle gerne mal eine Vermutung anstellen: Ich vermute, dass es mehr von euch Mamas so ging, wie mir und meiner Freundin. Und dass diejenigen unter euch, die ihre Freude über die Schwangerschaft unmittelbar ihrem Vorgesetzten vermittelt haben in der Minderheit sind. Hab ich Recht?
Aber warum ist das so? Ohne Kinder könnte unsere Welt nicht fortbestehen. Und den richtigen Zeitpunkt für eine Schwangerschaft – mal ehrlich, gibt es den überhaupt? Ich denke nicht. Irgendetwas hat man doch immer vor, man freut sich auf einen Urlaub, einen Jobwechsel, der Umzug steht an oder hundert andere Dinge sind für die kommenden 9 Monate geplant.
Kurzum: Das Leben passiert
Also weg mit dem Gedanken Sorry, Chef, ich weiß das Timing ist schlecht. Es wird nie ein besseres geben. Wenn man alle Wünsche immer aufschiebt, dann bleibt für sie vielleicht irgendwann keine Zeit mehr. Aus Solidarität mit dem Arbeitgeber den Kinderwunsch aufschieben? Wohl eher nicht.
Die Kollegen
Seien wir ehrlich: Ja, die Kollegen werden wegen eurer Schwangerschaft teilweise eure Aufgaben übernehmen müssen. Vielleicht fällt da ein Arztbesuch in die Arbeitszeit, morgendliche Übelkeit verhindert das Aufstehen, ein plötzliches Beschäftigungsverbot beendet spontan euer Beschäftigungsverhältnis. Wer kann das schon vorhersehen. Natürlich ist das nicht schön für die Kollegen. Niemand arbeitet gerne länger oder übernimmt zusätzliche Aufgaben, weil eine andere Arbeitskraft fehlt.
Andererseits: Ihr habt doch sicherlich auch schon mehr gearbeitet, als euer Kollege krank war. Auch mal länger als drei Tage. Oder vielleicht ist vor einiger Zeit eure Kollegin wegen Schwangerschaft „ausgefallen“ und ihr habt erlebt, wie der Betrieb sich mit der veränderten Situation arrangiert hat. Nun seid ihr es, die ein bisschen Aufregung verursacht. Aber ihr habt dafür den besten Grund der Welt!
Und wenn ihr mal ganz ehrlich seid: Niemand ist im Job unersetzlich, auch wenn man das gerne über sich denkt. Das sollte man sich immer mal wieder bewusst machen: Eure Arbeitskraft ist ersetzbar. Vielleicht ist das nicht ganz einfach für den Chef und eure Kollegen müssen einige Zeit daran knabbern. Aber letztlich wird sich die Situation lösen. Deshalb ein schlechtes Gewissen haben? Bitte nicht.
Unbegründete Sorge?
Obwohl ich jedes Mal Schuldgefühle hatte, habe ich immer nur positive Rückmeldungen auf meine Schwangerschaften bekommen. Sowohl meine Vorgesetzten, als auch meine Kollegen haben sich aufrichtig für mich gefreut und mir jedes Mal glaubhaft versichert, dass ich mir ihretwegen keine Gedanken machen solle. Mir ist dabei immer ein Stein vom Herzen gefallen, das könnt ihr euch sicher vorstellen.
Meiner Freundin ging es übrigens auch so. Ihr Chef beglückwünschte sie und versicherte ihr, dass temporärer Ersatz für sie gefunden werden würde. „Sie kommen doch sicher nach einem Jahr Elternzeit zurück, nicht wahr?“ Ups, da hatte sie im ersten Trimester ihrer Schwangerschaft doch tatsächlich noch keine druckreife Antwort drauf.
Aber die Frage, wie lange Elternzeit gut oder falsch, zu lang oder zu kurz, zu dies oder zu das ist – das ist sicherlich eine Menge Stoff für einen ganz neuen Beitrag 😊
Habt oder hattet ihr auch Schuldgefühle gegenüber eurem Chef oder den Kollegen? Teilt gerne eure Erfahrungen in den Kommentaren!
Liebe Viola,
du sprichst mir aus der Seele.
SCHULDGEFÜHLE
Ja diese Schuldgefühle kamen bei mir auch auf, sowohl beim ersten Kind als auch jetzt beim zweiten.
Bei meinem ersten Kind hatte ich noch das Gefühl, dass ein wenig Verständnis, wenn auch keine Begeisterung bei meinen Vorgesetzten zu erkennen war und dennoch hatte ich so ein schlechtes Gewissen, dass ich Teilzeit nach einem halben Jahr zurück gekommen bin.
Jetzt bei der zweiten Schwangerschaft, darf ich mir von allen Seiten anhöre, dass es wirklich der schlechteste Zeitpunkt sei, den ich hätte wählen können. Das es egoistisch sei, da wir gerade eine Umstrukturierung haben und ein schweres Jahr vor uns steht. - Ja natürlich ist mir das bewusst und deswegen fühle ich…