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Kinder und ihre Wut: So gehen Eltern am besten mit einem Wutanfall um

Das Gesicht hochrot, die Fäuste geballt und die Gesichtszüge verkrampft: Kinder zeigen uns einen Wutanfall ganz deutlich. Doch wie geht man als Eltern mit diesen Zornesausbrüchen um? Und woher kommen sie überhaupt?

Kinder lernen erst im Lauf der Zeit ihre Emotionen zu regulieren. Sie können ihre Gefühle nicht so beherrschen wie wir Erwachsenen, sondern lassen ihnen freien Lauf. Den positiven ebenso wie die negativen. Und das ist auch gut so, möchte ich meinen. Denn schließlich öffnet jedes laute Kinderlachen unsere Herzen und jeder Wutanfall ist ein Lernschritt. Umso wichtiger ist es, dass wir unsere Kinder dabei liebevoll auffangen und ihre Wut ernst nehmen.

Klassiker: Wutanfall auf dem Spielplatz

Vor kurzem konnte ich folgende Szene auf dem Spielplatz beobachten: Zwei Kinder, beide etwa 3-4 Jahre alt, spielten gemeinsam mit einigen Utensilien im Sandkasten. Langsam aber sicher türmte das eine Kind immer mehr Spielsachen um sich herum auf, so dass das andere sich alsbald nach Förmchen, Schippe etc. umsah. Diese wurden auch gleich neben dem Spielgefährten entdeckt und danach gegriffen. Aber – oh weh – der eben noch verbündete Spielkamerad weigerte sich, seine Schätze rauszurücken.

Es kam, was kommen musste. Beide Kinder zogen am Förmchen, gaben keinen Zentimeter nach und ihre kleinen Körper verspannten sich immer mehr. Schließlich ließ ein Kind los und fiel rücklings auf seinen Po in den Sand. Sofort fing es an zu weinen, allerdings nicht wegen des Aufpralls sondern aus reiner Wut. Das Kind hatte sein Ziel nicht erreicht, denn die Förmchen lagen noch immer beim anderen. Es wälzte sich im Sand und schrie vor Ärger.

Völlig aufgelöst weinend lief es anschließend zu seiner Mutter, die es liebevoll in den Arm nahm. Eine tolle spontane Reaktion, die dem Kind zeigt, dass es hier buchstäblich mit offenen Armen willkommen geheißen wird. Doch parallel zu dieser nonverbalen Kommunikation sagte die Mutter: „Na komm, ist doch nicht so schlimm. Ist doch gar nichts passiert.“

Den Wutanfall akzeptieren – nicht nivellieren

Die Mama meinte es gut mit ihrem Kind und wollte es mit ihren Worten trösten. Daran besteht für mich kein Zweifel. Positiv ist auch, dass sie den Streit nicht zusätzlich durch andere Aussagen geschürt hat. Dennoch ist die Rückmeldung für ihr Kind nicht hilfreich gewesen.

Denn für das Kind war diese Situation durchaus schlimm. Für das Kind ist sehr wohl etwas passiert.

Und zwar etwas, das es als sehr unangenehm und negativ für sich selber empfunden hat. Die begehrten Sandformen, die es gerne benutzen wollte, wurden ihm vorenthalten und von einem anderen Kind bespielt. Das ist aus kindlicher Sicht blöd, gemein und ungerecht. All diese starken Emotionen resultieren schließlich in seiner Wut. Und diese wiederum äußert sich in wütendem Weinen, denn das Kind erlebt sich in dieser Situation als hilflos. Dem Ärger wird mit Tränen Luft gemacht – wir Eltern müssen darauf reagieren.

Anstatt dem Kind suggerieren zu wollen, es sei doch gar nicht gewesen, sollte man die Wut des Kindes ernst nehmen. Freundlich nachfragen „Was ist denn passiert?“, auch wenn man die Situation vielleicht selber beobachtet hat. Wichtig ist, das Kind aus seiner Sicht erzählen zu lassen. So fühlt es sich in seinen Empfindungen akzeptiert und kann beim Reden den ersten Stress abbauen. Auch weint und erzählt es sich parallel recht schlecht, weshalb die Tränen beim Erzählen meist schnell versiegen.

Auf die Äußerungen des Kindes sollten Eltern mit aktiven minimal response reagieren, wie z.B. ach so/aha/ok. Wichtig ist auch die Rückmeldung „Ich verstehe dich. Du hast dich geärgert, weil dir die Förmchen weggenommen wurden. Das hätte mich als Kind auch wütend gemacht.“ Verständnis und Akzeptanz sind die Grundvoraussetzungen, um der kindlichen Wut den Wind aus den Segeln zu nehmen. Nicht kleinreden und wegwischen sondern aktiv zuhören und positiv reagieren. Bestimmt nicht bei jeder kleinen Streitigkeit. Aber wenn euer Kind richtig wütend ist, dann nehmt es in seiner Wut liebevoll an. So lernt das Kind, dass ihm seine persönliche Wahrnehmung zugebilligt wird und wichtig ist. Es hat ein Recht auf jede seine Emotionen und darf den Umgang mit ihnen mithilfe von Mama und Papa lernen. Häufig klärt sich der Auslöser der Wut bereits dann, wenn das Kind seinen Gefühlen freien Lauf lassen konnte. Auf einmal ist es gar nicht mehr wichtig, die zuvor heißbegehrten Förmchen zu bekommen. Die Rutsche ist ohnehin viel toller.

Das Alter im Blick haben

Je älter das Kind ist, umso mehr sollte es gelernt haben mit seiner Wut angemessen umzugehen. Ist dies nicht der Fall und euer Kind reagiert durchgehend aggressiv auf Konflikte, dann gilt es herauszufinden wieso es sich so verhält. Kinder haben immer einen Grund für ihr Verhalten, auch wenn sich uns Eltern dieser nicht immer offenbart. Gerne helfe ich euch dabei mit meinem Mama Coaching und unterstützte euch in herausfordernden familiären Situationen. Alle Infos zu meinem Angebot findet ihr hier.

Also: Beim nächsten Wutanfall eures Kindes versucht erst einmal tief durchzuatmen. Die kindliche Wut auszuhalten kostet Kraft und diese nutzt ihr am besten, wenn ihr in euch möglichst ruhig bleibt. Nehmt euer Kind mit seinem Wutanfall an und seid euch bewusst, dass es damit nicht ärgern oder provozieren will. Seine kindliche Welt wird gerade durch ein unkontrollierbares und unerwünschtes Ereignis erschüttert und ihr seid sein Fels in der Brandung. Auf Augenhöhe zuhören, liebevolle Rückmeldung geben und Körperkontakt durch Umarmung oder Handhalten herstellen.

Ein Kind verdient immer die Liebe seiner Eltern – egal ob es sich liebevoll ankuschelt oder vor Wut schäumt. 

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