Hurra, wir haben eine Gewinnerin: GNTM endet dieses Jahr mit einem Überraschungssieg von – mir! Als Deutschlands nächste Top Mutti wurde ich auserwählt aufgrund überragender Leistungen im Bereich der Kinderbetreuung, des Homeschoolings, der Heimarbeit an Laptop und Herd sowie der Bereitschaft zur absoluten Hingabe an das Wohlergehen meiner Familie. Ihr dürft mir gerne gratulieren, doch ich verstehe meine selbsternannte Auszeichnung als Wanderpokal – und reiche diesen gerne an euch weiter.
Millionenfache Konkurrenz
Zu meinem vorläufigen Sieg muss ich erklären, dass die Konkurrenz verdammt hart war. Mehrere Millionen Frauen wetteiferten in diesem Jahr mit mir um den Titel, denn unser aller Liebling Corona hat unserem wunderbaren Geschlecht in den letzten Wochen ein Maximum an Leistung abverlangt. Von daher wurden die Kategorien entsprechend ausgedehnt und ich musste mich in einem Haufen besonderer „Tschällendsches“ beweisen: Welche Mutter schafft es, das letzte Klopapier Schrägstrich Druckerpapier für ihre Kinder zu ergattern? Wie gelingt das Ausblenden des omnipräsenten MAMA Schreis, der 20 Stunden am Tag durch die Räume hallt und wahlweise als Hilferuf, Frage oder Handlungsaufforderung erkannt werden muss? Wo findet Mama das Ohropax, wenn sie es am dringendsten braucht? Wann knallen auch dem ausgeglichensten Gemüt zwischen Homeschooling, Homeoffice und Kleinkindern die Sicherungen durch?
Knallharte Tschällendsches
Interessante Herausforderungen, die da auf alle Kontrahentinnen warteten. Spannend wurde der Wettbewerb auch durch die zeitliche Endlosschleife, in der er stattfand. Nein, wir reden hier nicht von einer mehrwöchigen „Tschällendsch“. Damit es richtig an die Substanz geht lassen wir den Zeitraum ganz offen und fordern permanente Höchstleistungen einfach uneingeschränkt. Wird ja wohl nicht zu viel verlangt sein, wenn man sich freiwillig für Kinder entschieden hat, dass man sich dann auch um sie kümmert. Pah, wo kommen wir denn da hin, wenn allenthalben nur nach staatlicher Hilfe geschrien würde? Nö, was Großunternehmen nicht zugemutet wird, das können wir Frauen und Mütter doch wohl ganz easy stemmen!
Hamsterrad statt Laufsteg
Und so fühlt sich die große GNTM Bühne doch eigentlich mehr wie ein Hamsterrad an. Immer weiter, weiter, weiter, denn so lange uns niemand von außen hilft, können wir alleine nicht aus diesem perpetuum mobile aussteigen. Wir MÜSSEN laufen, ansonsten bricht das ganze System zusammen. Schwäche zeigen ist nicht gestattet, Burn-out muss bitte auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden. Es passt jetzt gerade gar nicht. Aber was soll´s, schließlich sind wir ja alle Meisterinnen darin unsere eigenen Bedürfnisse schmählich zu vernachlässigen und ganz weit hinten an zu stellen. Da wird doch so ein bisschen sozialer, wirtschaftlicher und psychischer Druck uns nicht den Boden unter den Füßen wegziehen, oder?
Warum gerade ich den Titel Germanys Next Top Mutti gewonnen habe, fragt ihr euch? Och, einfach so. Das war völlig subjektiv ausgewählt, denn ich kenne persönlich mindestens 30 andere Mütter, die ihn ebenso verdient hätten. Genau wie jede von euch, die ihr diesen bitter-humorigen Text dankenswerterweise bis zum Ende gelesen hat. Manchmal hilft mir die Flucht in die Ironie ein wenig, wenn ich das Gefühl habe, mich live mit meinem Leben im absurden Theater zu befinden. Aber ihr seid auch da und das tut mir gut. Wir Mütter sind partners in crime – und ich hoffe, das bleiben wir auch nach der Corona-Krise!
Warum seid ihr GNTM ama? Welche Herausforderung ist für euch die Größte? Erzählt sie mir, denn geteiltes Leid ist gleich ein bisschen halbes Leid 🙂
Und falls ihr den Blick mal auf etwas Positives in dieser durch Corona geprägten Zeit richten wollt, dann lest doch mal meinen Beitrag Chancen in der Krise.
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