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Fremdschämen mit Kleinkind: Wenn die dicke Oma lila Haare hat

Neulich an der Supermarkt Kasse: „Mama, warum hat die dicke Oma da lila Haare?“ Auftritt – Kleinkind, Abgang – Mutter. Vor Scham. In den Boden. Ohne Umwege.

Dabei war die Frage durchaus berechtigt. Die Dame vor uns war deutlich übergewichtig, hatte das Rentenalter locker erreicht und ihre Haare waren – nun ja, lila traf es eigentlich relativ genau. Eigentlich hatte meine Dreijährige nichts Falsches gesagt, sondern vielmehr ihre Beobachtungen in treffende Worte gefasst. Und auch ihre Frage nach der eher unkonventionellen Haarfarbe war durchaus berechtigt.

Trotzdem versank ich vor lauter Peinlichkeit fast im Boden. Da sich die Dame unmittelbar vor uns befand, half in diesem Fall auch kein ignorieren oder ablenken. Laut und deutlich hatte mein Kind seine Frage gestellt und somit die Kassiererin, mich und die üppige Omi in eine peinliche Situation gebracht.

Fremdschämen für den Kindermund?

Nachdem ich meiner Tochter erklärt hatte, dass sich die ältere Dame ihre Frisur samt Haarfarbe beim Friseur genau so nach ihrem Geschmack ausgesucht hatte, hallten meine Empfindungen an dieser Supermarktkasse noch länger bei mir nach. Warum, so fragte ich mich, ist man eigentlich so unangenehm berührt, obwohl das Kind letztlich nur ausgesprochen hat, was sicher viele andere Erwachsene auch gedacht haben?

Ich würde meinem Kind nie antworten: „So etwas fragt man nicht!“ oder es mit einem ähnlichen Spruch abbürsten. Kinder sind von Natur aus neugierig und fragen und sagen daher einfach alles, was ihnen gerade so in den Sinn kommt. Und das ist auch gut so.

Die Filter, welche uns in Jahren der Erziehung beigebracht wurden und die uns bei manchen Aussagen zusammenzucken lassen, haben unsere Kinder noch gar entwickelt. Natürlich braucht es zum freundlichen Miteinander gewisse Grundlagen im Verhalten. Aber Kinder müssen dieses Verständnis langsam entwickeln dürfen. Sie müssen Fragen stellen dürfen – auch, wenn diese uns manchmal in unpassenden Situationen die Schamesröte ins Gesicht treiben.

Hitliste der Peinlichkeiten

Ganz vorne in der Reihe meiner persönlichen Peinlichkeiten bewegen sich die Pipi-Kacka-Pullermann Fragen. Unvermittelt wird der Handwerker gefragt, ob er heute schon Kacka gemacht hat. Oder der freundliche Herr am Bus wird ob seines Intimbereichs interviewt („Hast du einen Pullermann oder ´ne Muschi?”). Gerne auch zu völlig Unbeteiligten: „Mama hat in die Toilette gepullert!“ Eine Sinfonie an Fragen und Informationen, die da durch die kleinen Köpfchen spukt und sich zielstrebig ihren Weg nach draußen sucht.

Das ist ja gerade das Erfrischende an den kleinen Rackern. Sie lassen manchmal Sprüche vom Stapel, von deren Existenz man nicht mal zu träumen wagte. Frech, unverblümt und immer messerscharf formuliert. Sie sehen, verarbeiten und reden. Da gibt es keine Schranke, die ihre Gedanken auf der Zungenspitze aufhält. Und wieso auch.

Wieso, weshalb, warum?

Unsere Kinder kommunizieren mit uns, um ihre Welt besser verstehen zu können. Alles, was ihnen dabei ungewöhnlich vorkommt wird hinterfragt – und eben kommentiert. Jemand läuft an Krücken -Was ist da passiert? Ein amputierter Arm – Tut das nicht weh? Die Welt ist voller Fragen… und wer nicht fragt bleibt dumm. Das habe ich bereits in jungen Jahren vom Lied der Sesamstraße gelernt und letztlich ist das eine simple, aber wichtige Wahrheit.

Unser eigenes Schamgefühl ist ok, denn wir möchten nicht, dass sich der (oder die) Angesprochene von unserem Kind verletzt fühlt. Dennoch sollten wir als Eltern die Fragen unserer Kinder nicht unbeantwortet lassen. Ein Kind, dessen Fragen nicht beantwortet werden hört irgendwann auf, welche zu stellen. Ich denke nicht, dass wir solche Erwachsene heranziehen möchten.

Erzählt doch mal: Was war euer peinlichstes Erlebnis mit eurem Kleinkind?

Da bin ich wirklich gespannt…!

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