Im Leben mit kleinen Kindern gibt es Tage, an denen man sich einfach nur Ruhe wünscht. Einfach mal 3 Stunden ohne Action, Quengeln und unzählige „Mama!!!“ Rufe. Klingt himmlisch, oder? Aber ich verrate dir was: Wenn es soweit ist, ist es irgendwie auch komisch. Das Empty-Nest-Syndrom lässt grüßen und winkt den Kids ein wehmütiges Bye-bye hinterher.
Was ist das Empty-Nest-Syndrom?
Das Empty-Nest-Syndrom heißt übersetzt Leeres-Nest-Syndrom und das trifft es eigentlich recht gut. Es bezeichnet all die Gefühle, die vor allem (aber nicht nur) Mütter durchleben, wenn ihre Kinder Zuhause ausziehen – also das Nest verlassen. Auf einmal wird es ruhig im Haus, keine Kindergeräusche dringen mehr durch Zimmer und Türen. Keine zusätzlichen Einkäufe sind mehr nötig und auch das Mama-Taxi wird nicht mehr gebraucht. Kurzum: Das Leben, das man als Mutter jahrelang geführt hat ist zu Ende.
Natürlich brauchen Kinder ihre Eltern auch nach einem Auszug von Zuhause noch. Das elterliche Heim als sicherer Zufluchtsort sollte immer eine offene Tür für sie bereithalten. Doch der Alltag wird ein anderer werden. Ein großer Teil des vertrauten Lebensinhalts verlässt mit dem Kind die Wohnung. Mama bleibt zurück und muss sich nun neu finden.
Auf einmal sind all die jahrelang ersehnten Freiheiten da – doch was fängt man jetzt mit ihnen an? Welche Aktivitäten können die freie Zeit füllen, die zuvor mit Aufgaben rund ums Kind gefüllt war? Was möchte ich sein, wenn meine Rolle als Mutter plötzlich ein ganz anderes, geringeres Gewicht bekommt? All diese Fragen tun sich auf und jede Frau muss sie für sich allein beantworten.
Veränderung als Herausforderung
Dabei tun sich viele Mütter schwer. So viele Jahre Gewohnheit im Leben mit Kind können nunmal nicht innerhalb von ein paar Wochen verändert werden. Das ist klar und Mama sollte an dieser Stelle geduldig mit sich sein. Doch das Empty-Nest-Syndrom beschreibt eben genau die Gefühle die sich einstellen, wenn die Veränderung sehr, sehr schwer fällt.
Von Einsamkeit, großer Traurigkeit bis hin zur Depression können die Emotionen reichen, die Mütter nach dem Auszug ihres (letzten) Kindes überschwemmen. Ein Lebensabschnitt endet und damit ist auch ein schmerzhafter Abschied verbunden. Tränen sind erlaubt – und völlig normal.
Helfen können in dieser herausfordernden Zeit Freundschaften. Besonders hilfreich ist dabei der Austausch mit anderen Müttern, die das gleiche erlebt haben und sich gut in die eigene Situation hineinversetzen können. Doch auch vernachlässigte Freundschaften können jetzt reaktiviert werden, um neue Impulse, Aktivitäten und Freude in den neuen Lebensabschnitt zu holen.
Viola, und du?
Meine älteste Tochter ist 16, mein Sohn 13 und meine Zwillinge sind 6 Jahre alt. Also warum schreibe ich diesen Artikel überhaupt? Ganz einfach: Er ist mein Reminder an dich, jeden Tag mit deinem (noch kleinen) Kind zu genießen. Denn in letzter Zeit habe auch ich gemerkt: Ich bin nachmittags alleine mit meinen Zwillingen. Die Großen sind weg, draußen, unterwegs- Hauptsache nicht Zuhause bei Mama. Sie lieben mich und ihr Zuhause sehr, doch der Ruf der großen weiten Welt dringt immer lauter an ihr Ohr.
Zurückgelassen werden fühlt sich komisch an. Meine Kinder gehen und erleben neue Erfahrungen, von denen ich nichts weiß. Oder zumindest nur so viel weiß, wie sie mir erzählen möchten. Jahrelang habe ich jeden ihrer Schritte begleitet. Nun lösen sie sich von mir und gehen ihre eigenen Wege. Das ist der natürliche Gang der Dinge, keine Frage. Doch aus meiner eigenen Erfahrung kann ich sagen: Das zu wissen ist die eine Sache. Es im eigenen Leben zu erfahren eine ganz andere.
Umso dankbarer bin ich für die kostbare Zeit, die ich eng mit meinen Zwillingen verbringen darf. Am Ende ihrer Kita-Zeit sind auch sie schon deutlich selbstständiger geworden, als das noch vor einigen Jahren der Fall war. Aber dennoch brauchen sie mich zu 100%. Das tut gut und ist anstrengend zugleich, ein ewiges Hin- und Her der Gefühle. Dabei sauge ich die Freude, die sie mir noch so ungezwungen über ihr glückliches Kinderleben widerspiegeln voller Dankbarkeit in mir auf. Diese Glücksbasis, wie ich sie nenne, vergeht nie. Sie ist das Fundament, auf dem ich meine älteren Kinder in die Eigenständigkeit entlasse. Immer darauf bauend, dass sie jederzeit zurück kommen möchten in meine weit geöffneten Arme.
Wie heißt es doch so schön: Wir müssen den Kindern Wurzeln verleihen, damit sie lernen können zu fliegen.
Darum bemühe ich mich, jeden Tag. Und wenn meine Großen jetzt langsam ihre Flügel ausbreiten, dann werde ich die Luft sein, die sie trägt.
Wie geht es dir mit dem Älterwerden deines Kindes? Ist manchmal gar nicht so leicht, oder? Ich freue mich auf deinen Kommentar!
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