Sich einsam fühlen mit Baby, ist das nicht ein Widerspruch in sich? Nein, leider nicht. Jedenfalls habe ich es anders erlebt und ich glaube, dass ziemlich viele Mamas das nachempfinden können. Dabei geht es nicht um die physische Einsamkeit, denn schließlich begleitet ein Baby seine Mutter den ganzen Tag. Vielmehr ist es eine psychische Isolation, die Kraft raubt und einen von der Umwelt abschottet. So war es zumindest bei meinem ersten Kind…
Meine Tochter war ein absolutes Wunschkind. Ich hatte mir immer ein Mädchen gewünscht und dass ihr Geburtstag im Sommer liegen sollte, freute mich ganz besonders. Herrlich, dachte ich mir, mein Baby wird bei lauen Sommertemperaturen friedlich in seinem Kinderwagen schlafen, während ich im Café sitze und entspannt den Sonnenschein genieße.
Wunsch vs Wirklichkeit
Ein Neugeborenes verschläft ja anfangs ohnehin den Großteil des Tages, da könnte ich es mir auch mit Baby und diversen Frühstücks-Verabredungen gemütlich machen. Zwischendurch meine Tochter nach Bedarf Stillen, ein wenig auf dem Arm wiegen und dann wieder gemütlich in ihrem Wägelchen zum Einschlafen bringen. Das war mein Plan und ich freut mich darauf, ihn in die Tat umsetzen zu können – bis ich von der Realität eines Besseren belehrt wurde.
Aufgrund meiner Schwangerschaftsdiabetes (darüber gibt es hier den ausführlichen Bericht) wurde die Geburt meiner Tochter drei Tage nach ET eingeleitet. Als ich endlich mein Baby im Arm hielt stand die Welt still und ich hätte nicht glücklicher sein können – ihr wisst ja, wie sich das anfühlt. Sie war proper und vollkommen gesund und so konnten wir das Krankenhaus bereits zwei Tage später wieder verlassen.
Ich fühlte mich bereits kurz nach der Entbindung wieder recht fit und wollte natürlich auch voller Stolz der Welt mein kleines Mädchen präsentieren. Also raus an die frische Luft, Baby sicher im Kinderwagen gebettet und ab ins nächste Café. Tja, und da saß ich exakt bis zu dem Moment, in dem mein Cappuccino vor mir abgestellt wurde.
Das Baby schläft…leider nicht
Mein Baby wachte auf, war unruhig, weinte und ließ sich nicht beruhigen. Auf- und ablaufen mit ihr im Fliegergriff half ein wenig, aber letztlich war die Situation so weder für sie noch für mich angenehm. Also ab nach Hause in die vertraute Umgebung, um ihr Ruhe und Entspannung zu ermöglichen.
Allerdings halfen auch die heimischen vier Wände wenig. Sie blieb unruhig, schlief wenig und wenn dann nur kurz und weinte viel. Meinem ersten Ausflugsversuch folgten noch eine Handvoll anderer, die jedoch allesamt scheiterten. Sobald ihr Kinderwagen zum Stehen kam, wachte sie auf. Wie ein kleiner Sensor erkannte sie jeden Stopp – und somit auch jede Möglichkeit für mich, mich einmal hinsetzen und durchatmen zu können.
Als Mama im Dauereinsatz
Nein, an durchatmen war in den ersten Monaten mit ihr nicht zu denken. Und so versiegten auch meine Kontakte zur Außenwelt. Ich fühlte mich zunehmend einsam, obwohl ich doch 24/7 Gesellschaft hatte. Mir fehlten meine sozialen Kontakte, doch ich wollte mein Baby nicht mit langen Ausflügen überfordern. Natürlich hätten meine Freundinnen auch zu mir kommen können und vereinzelt taten sie das auch. Ist aber auch schwierig, wenn man keinen Satz reden kann und sich dann doch wieder alles ums Baby dreht…
Mein Mann arbeitete zu dieser Zeit in einer anderen Stadt, so dass ich die komplette Woche über alleine mit meinem Baby war. Wenn sie endlich, endlich abends schlief war ich einsam. Wenn sie wach war und schrie war ich auch einsam. Häufig weinte ich dann zusammen mit ihr, aber was nützte das? Es ging uns beiden nicht gut, doch als Mama war es meine Aufgabe, ihr Halt und bedingungslose Liebe zu geben.
Dabei war es in mir so leer, denn ich fühlte mich alleine und verlassen vom Rest der Welt. Diese Zeit hat mich viel Kraft gekostet. Nie hätte ich gedacht, dass ich mit meinem Wunschkind auf dem Arm so einsam sein würde. Aber so war es und es wird ein Teil unserer Geschichte bleiben. Das ist ok, ich habe meinen Frieden mit unserem holprigen Start geschlossen.
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