Es ist Dienstag kurz nach 14Uhr. Wie immer nehme ich meinen Sohn nach der Schule freudig in Empfang und frage ihn, wie sein Schultag war. Das war heute ganz offensichtlich die falsche Frage. Tränen schimmern in seinen Augen und er umarmt mich ganz fest. Klarer Fall, denke ich mir, er hat eine Klassenarbeit zurückbekommen. Und vermutlich steht unter der eine schlechtere Schulnote, als er erwartet hatte.
So ist es dann auch. Seine Englischarbeit, bei der er sich eigentlich sicher gefühlt hatte, wurde mit einer 4 benotet. Er erzählt mir von seinem Frust und nun kullern die Tränen unaufhaltsam. Ich kann ihm das Wechselbad seiner Gefühle zwischen Ärger, Enttäuschung und Sorge um die Zeugnisnote vom Gesicht ablesen. Also lasse ich ihn reden und weinen und tröste ihn.
Das Kind auffangen
Ich tröste ihn, weil er sein Bestes gegeben hat, was aber diesmal nicht für eine bessere Schulnote gereicht hat. Ich schaue mir seine Klassenarbeit an, diesmal als Lehrerin, nicht als Mutter. Aber da gibt es nichts zu beschönigen: Seine 4 ist angemessen, denn er hat in der Arbeit einfach zu viele Fehler gemacht.
Auch das sage ich ihm und er akzeptiert es klaglos. Klar, eigentlich weiß er das ja selber. Natürlich ist es leicht, die Schuld auf die Lehrerin und ihre falsche Auswahl der Aufgaben zu schieben. Aber wenn die Fehler sich in den verschiedensten Übungen häufen, dann kann kein Lehrer etwas dafür. Dann muss man als Schüler die Verantwortung für die eigene Leistung übernehmen.
Das akzeptiert mein Sohn und gemeinsam schauen wir uns die Fehler an, die er in der Arbeit gemacht hat. In aller Ruhe gehen wir die verschiedenen Aufgaben durch. Er erklärt mir, warum er welche Antworten gegeben hat und ich erkläre ihm, wie es richtig heißen müsste. Schritt für Schritt besprechen wir seine Fehler und ich spüre, wie er sich langsam neben mir entspannt.
Einige Aufgaben versteht er nun viel besser, an anderen muss er noch arbeiten. „Danke, Mama“, sagt er zu mir und umarmt mich mit seinen schmalen 12-jährigen Jungenarmen. „Na klar, mein Schatz“, antworte ich und umarme ihn ebenfalls. „Weißt du, Mama, was ich so schlimm finde? Der eine Junge aus meiner Klasse hat ganz doll über seine schlechte Note geweint. Er bekommt nämlich richtig dollen Ärger von seinen Eltern und wollte deshalb gar nicht nach Hause gehen!“.
Druck erzeugt Blockaden
Bei so einer Aussage blutet mein Mama-Herz und ich muss erstmal tief durchatmen. Ich finde es furchtbar sein Kind so unter Druck zu setzen, dass es sich wegen schlechter Schulnoten nicht traut nach Hause zu gehen. Sobald die Klassenarbeit geschrieben ist, kann man ja eh nichts mehr ändern. Psychischer Druck bringt dem Kind gar nichts – außer Schulangst und Lernblockaden.
Doch warum handeln Eltern so? Ich kenne die Mutter und den Vater des Jungen und weiß, dass sie ihr Kind sehr lieben. Sie möchten nur das Beste für ihren Sohn, davon bin ich überzeugt. Vielleicht ist ihnen nicht einmal bewusst, dass ihre Aussagen massiven Druck auf ihr Kind ausgelöst haben.
In meiner langjährigen Berufslaufbahn als Grundschullehrerin habe ich die Erfahrung gemacht, dass die meisten Eltern schlichtweg aus Angst so handeln. Angst davor, dass ihr Kind in der Klasse nicht mithalten kann. Angst vor dem nächsten Zeugnis. Angst vor dem Übergang in die Oberschule, der eventuell nicht die gewünschte Gymnasialempfehlung mit sich bringt.
Sie wünschen sich, dass ihr Kind in der Schule Erfolg hat. Dass es seine Schullaufbahn mit Leichtigkeit meistert, stabile Freundschaften schließt und als kompetenter junger Mensch schließlich sein Abschlusszeugnis in der Hand hält. Sie möchten, dass es ihrem Kind gut geht. Und ich kann sie mit ihren Ängste verstehen.
Dennoch muss man sich als Eltern bewusst machen, welchen Effekt die eigenen Aussagen auf die Selbstwahrnehmung des Kindes haben können. Worte können verletzen und seelische Wunden zufügen. Sie können ein Kind in der nächsten Testsituation so stark verunsichern, dass es scheitert – obwohl das Wissen eigentlich vorhanden wäre.
Mit schlechten Schulnoten umgehen
Wie sollten Eltern also auf schlechte Schulnoten reagieren? Wie können sie es im Vorfeld bereits stärken? Anbei einige Tipps, die ich selber bei meinen Kindern anwende und die ich Eltern häufig in Gesprächen mit auf den Weg gegeben habe:
1. Unterstützt euer Kind vor der anstehenden Klassenarbeit. Das kann durch gemeinsames Lernen, abfragen oder auch die Vermittlung von professioneller Nachhilfe erfolgen. Eventuell gibt es auch größere Geschwister oder Verwandte, die dabei behilflich sein können. 2. Verdeutlicht eurem Kind, dass es gut vorbereitet ist und die Aufgaben dementsprechend gut meistern wird. Es gibt keinen Grund, sich vor der Klassenarbeit zu fürchten. 3. Motiviert euer Kind. Schickt es am Morgen der Arbeit mit einem motivierenden Satz wie „Das schaffst du!“ oder „Ich weiß, dass du das kannst!“ in die Schule. Das bestärkt das Kind in seinem Selbstwertgefühl und gibt ihm Sicherheit.
4 zusätzliche Tipps sowie viele Insider-Infos rund um das Schulleben erhaltet ihr in meinem Buch
Mein Kind wird Schulkind: Was Eltern zum Schulbeginn wissen müssen
Aktuell noch zum günstigen Einführungspreis, also am besten gleich 1 Klick und kaufen:
Habt ihr Fragen rund um schlechte Schulnoten oder andere Schulthemen? Schreibt sie mir gerne direkt in das Kommentarfeld oder schickt mir eine private Email an viola@mama-und-co.de. Ich freue mich auf Post von euch 😊
Über euer Like meiner Facebook Seite Mama&Co würde ich mich sehr freuen! Dort werdet ihr auch regelmäßig als erste über neue Beiträge informiert.
Comments