Vielleicht ging es euch lange Zeit wie mir. Ich habe bis vor kurzem noch geglaubt, dass der Corona Spuk an mir vorbeiziehen würde. Klar, ein paar Einkäufe zusätzlich habe ich getätigt und meiner Mutter geraten, nicht mehr in ihre geliebte Therme zu fahren. Doch dass plötzlich alles Schlag auf Schlag geht, damit habe ich nicht gerechnet. Meine Kinder schon gar nicht.
Dabei ist es seit einer Woche Gewissheit: Die Schulen in Berlin und Brandenburg werden bis zum 19. April schließen, die Kitas ebenfalls. Vier Wochen Corona-frei liegt vor uns, von Ferien möchte ich da nicht wirklich sprechen. Ferien sind Freizeit, Spaß und Erholung. Ich glaube nicht, dass die kommende Zeit von diesen Erlebnissen geprägt sein wird.
Nun liegt es nicht in meiner Art, pessimistisch zu denken. Ganz im Gegenteil, denn ich bin ein durchweg positiv denkender Mensch. Panikmache und das Verbreiten von Angst sind kontraproduktiv und werden uns als Gesellschaft nicht dabei helfen, die Corona-Krise durchzustehen. Als Eltern tragen wir eine zusätzliche Verantwortung unseren Kindern gegenüber. Wie gelingt es uns sie zu informieren, ohne sie dabei zu verängstigen?
Reden mit Teenagern
In erster Linie ist das Alter des Kindes ein entscheidender Faktor. Meine 14-jährige Tochter ist aktuell ein größerer Quell an Informationen, als ich es bin. Leider sind dies zu 99% Falschmeldungen, da sie ihr Wissen vorzugsweise von der App tiktok bezieht. Ähnlich wie bei Instagram können dort Videos und Statements hochgeladen werden, hauptsächlich von einer jugendlichen Zielgruppe. Und so entsteht das Problem, dass jeder zu jedem Thema etwas zu sagen hat – und zu Corona noch viel mehr. Egal ob unsinnige Empfehlungen für Hamsterkäufe, vor Corona-Sorge weinende Teenager oder abstruse Fakten über Wuhan, auf tiktok gibt es die ungefilterte Teenie-Wahrheit zu bestaunen.
Was für uns Eltern teils lächerlich erscheinen mag, treibt meine Tochter geistig um. Wir reden über die Fragen, die sich für sie auftun und so habe ich die Chance, ihre Wahrnehmung ein Stück weit gerade zu rücken. Als Eltern können wir Informationen, die unsere Kinder in der Medienwelt oder auf dem Pausenhof erreichen nicht aufhalten. Aber wir können sie im gemeinsamen Gespräch analysieren, filtern und korrigieren. Wir sollten sie mit Sachinformationen ausrüsten, damit sie den Corona Virus und seine Auswirkungen verstehen können. Wir müssen sie geistig stärken, damit sie sich nicht durch Fehlinformationen verunsichern lassen.
Gespräche mit Grundschülern
Auch bei meinem 12-jährigen Sohn herrscht mitunter Verwirrung, was das Corona Virus betrifft. Ein ungesundes Halbwissen hat sich in seinem Kopf festgesetzt. Da schwirren Chinesen, die Fledermäuse essen durch seine Gedanken, ebenso wie eine bekannte Biersorte, die wohl der Namensgeber der aktuellen Krise zu sein scheint. Der Austausch mit Klassenkameraden über dieses, jenes und auch immer mehr Corona trägt sein Übriges dazu bei, ihm ein riesiges Fragezeichen auf die Stirn zu malen.
Also habe ich mich hingesetzt und ihm die bekannten Fakten erzählt. Ihm berichtet, wie die verschiedenen Länder der Welt auf Corona reagieren und welche Vorsichtsmaßnahmen jetzt angezeigt sind. Es geht um Prävention, nicht um Eskalation. Vermeidung und Schutz sind die Stichwörter, die den Raum in seinem Kopf neu ausfüllen sollen. Es ist meine Aufgabe als Mutter, ihm diese grundlegenden Kenntnisse zu vermitteln. Sachlich, unaufgeregt und immer mit einem offenen Ohr für seine persönlichen Sorgen.
Bei meinen beiden großen Kindern habe ich ein Gefühl der Erleichterung wahrgenommen, nachdem wir gemeinsam über Corona gesprochen haben. Keine Entwarnung, darum kann es im Moment nicht gehen. Doch eine kleine Last war ihnen genommen, denn sie konnten ihre eigenen Informationen nun besser einordnen. Und sie wussten, welche Vorsichtsmaßnahmen sie befolgen müssen, um ihr Risiko zu erkranken möglichst gering zu halten.
Corona in der Kita
Wie redet man mit Kleinkindern über Corona? Vielleicht ist die Frage eher, ob und inwieweit man überhaupt mit ihnen darüber reden sollte. Meine vierjährigen Zwillingsmädchen haben in der Kita über Corona gesprochen und wussten, dass es sich um einen bösen Virus handelt wegen dem sie sich andauernd die Hände waschen müssen. Sie wussten ebenfalls zu berichten, dass der Virus Kindern nichts tut. Tja, hoffen wir mal, dass das stimmt.
Für sie war Corona eine Randerscheinung, die ihr Leben nur minimal tangierte. Ich persönlich möchte, dass das so bleibt. Natürlich erkläre ich ihnen, dass man krank werden kann, wenn man gewisse Hygiene Standards nicht einhält. So krank, dass man sich richtig schlecht fühlt und diesen Zustand doch viel lieber vermeiden möchte. Das verstehen sie und das ist es letztlich, was zählt. Die Reichweite des Corona-Virus übersteigt aktuell noch die Vorstellungskraft von uns Erwachsenen. Wie sollen Kleinkinder sie dann ermessen?
Unabhängig von der Altersstufe ist es elementar, mit den Kindern im Gespräch zu bleiben. Sich ihre Sorgen anzuhören und auf ihre Fragen zu antworten. Dass diese mit 4 oder 14 Jahren gänzlich unterschiedlich sind, ist klar. Elementar wichtig für jedes einzelne Kind sind sie dennoch.
Hört zu, sprecht miteinander und bleibt gesund. Von Herzen alles Gute, Viola
Und wenn ihr noch ultimative Tipps oder eigene Erfahrungen habt, wie Gespräche mit Kindern über Corona gelingen können, dann ab damit in die Kommentare – vielen Dank!
Comments