Die letzten Wochen haben uns Eltern ein Maximum an Anstrengung abverlangt. Ein besonderer Stressfaktor ist dabei für viele das Homeschooling. Mit der eigenen Arbeitsbelastung im Nacken, lärmenden Geschwisterkindern und einem Stapel an Schulaufgaben ist es wahrlich nicht einfach, die Nerven zu bewahren.
Von Eltern wird erwartet, dass sie ihre Rolle als Hilfslehrer möglichst kompetent ausführen. Es gilt Arbeitsblätter auszudrucken, Online Lernprogramme zugänglich zu machen und Fragen der Kinder zu beantworten, die im Laufe eines heimatlichen Schultages entstehen. Die Anforderungen an Mama und Papa sind groß. Dabei ist der Schulunterricht für uns Erwachsene nur eine Aufgabe von vielen, die täglich erledigt werden müssen.
So wird Schule häufig zu einem zusätzlichen Stressfaktor in dieser ohnehin fordernden Zeit. Damit eure Kinder effektiv lernen und ihr als Eltern eure Nerven schonen könnt, habe ich fünf Tipps aus meiner Erfahrung als Lehrerin und Mutter von zwei Schulkindern zusammengestellt.
Tipp 1: Feste Lernzeiten
Lernen braucht Struktur, das gilt im Homeschooling ganz besonders. Dazu gehören vor allem feste Lernzeiten, die jeden Tag gleich sind. Bei mir Zuhause bedeutet das, dass ich meine Kinder gegen 8 Uhr wecke. Danach frühstücken sie und bereiten sich langsam auf den Schultag vor, der täglich um 9 Uhr beginnt. Somit können sie länger schlafen als während der regulären Schulzeit und wissen genau, wie ihr Tag eingeteilt ist. Das hilft dabei, nervenzehrende Diskussionen zu vermeiden.
Natürlich gibt es auch Pausen in ihrer Arbeitszeit. Diese können sie meistens frei wählen, denn einige Aufgaben brauchen länger, andere sind schneller bearbeitet. Je nach ihrem Empfinden nehmen sie sich eine Pause, in der allerdings kein Handy, Tablet o.ä. benutzt werden darf. Das wäre schließlich in der Schule auch nicht möglich und unterbricht die Konzentration zu stark.
Neben festen Lernzeiten ist auch ein gleichbleibender und möglichst ruhiger Arbeitsplatz wichtig, der für eine gute Arbeitshaltung und Lernatmosphäre sorgt.
Tipp 2: Lernmaterial einteilen
Zu Beginn der Woche ist das E-Mail Postfach meist mit einem Schwall an Homeschooling Aufgaben für die kommenden Tage gefüllt. Es empfiehlt sich daher, direkt am Montagmorgen das gesamte Arbeitsmaterial zusammenzustellen und für die Woche einzuteilen.
Konkret bedeutet das, sämtliche neuen Arbeitsblätter auszudrucken, die vorgegebenen Bücherseiten rauszusuchen (und ggf. mit einem Post-it zu markieren), sowie die Aufgaben in den Arbeitsheften anzustreichen. Damit erhalten Eltern und Kind zunächst einen groben Überblick über alle Aufgaben, die im Laufe der Woche zu erledigen sind.
Ein Wochenplan hilft, um sich nicht von der Fülle der Arbeitsmaterialien überfordert zu fühlen. Je nach Alter und Klassenstufe kann das Kind diesen Plan selber erstellen. Dafür werden lediglich fünf Spalten für die Tage von Montag bis Freitag benötigt, in welche die Aufgaben der einzelnen Fächer als Stichwort eingetragen werden. Aufgaben, die einen konkreten Abgabetermin haben, sollten gleich zu Beginn der Woche eingetragen werden, andere können flexibel in die zweite Wochenhälfte geschoben werden.
Bei Bedarf kann der Wochenplan auch noch durch einen Tagesplan ergänzt oder ersetzt werden. Eine kleinschrittige Planung ist gerade für jüngere Kinder hilfreich, um sich Schritt für Schritt durch die verschiedenen Fächer zu arbeiten. Wochen- und Tagespläne kosten nur wenig Aufwand und helfen dabei, eigenständiges Arbeiten zu fördern. Dadurch werden im Alltag Zeit und Nerven gespart.
Tipp 3: Aufgaben tagesaktuell besprechen
Besonders Grundschulkinder brauchen beim Homeschooling Erklärungen von Erwachsenen. Sie lesen schriftliche Arbeitsaufträge teilweise gar nicht oder nur ungenau. So entstehen Fragen, die von Mama und Papa beantwortet werden müssen. Damit Eltern nicht alle paar Minuten bei ihrer Arbeit unterbrochen werden, sollten die Aufgaben zu Beginn des Schultages einmal gemeinsam durchgesprochen werden.
Als Basis dafür dient der Tages- oder Wochenplan, der ja bereits eine Übersicht über das Programm des Schultages enthält. Nach einer kurzen Besprechung der einzelnen Fächer ist es wichtig, das Kind zum selbstständigen Lernen anzuleiten. Je nach Altersstufe sollten durchaus ganze Arbeitsbögen oder Buchseiten ohne weitere Hilfe der Eltern bearbeitet werden können.
Damit das Kind sich nicht alleine gelassen fühlt, kann man auch Folgendes vereinbaren: Im Schultag auftretende Fragen werden hinter andere Aufgaben zurückgestellt. Andere, verständliche Themen werden zunächst bearbeitet und danach erneut versucht, eigenständig eine Lösung für das ungeklärte Problem zu finden. Erst wenn dies wirklich nicht möglich ist, werden die Eltern um Hilfe gebeten. Abgrenzen ist erlaubt – auch als Eltern!
Tipp 4: Die Lehrer einbeziehen
Lehrer müssen auch beim Homeschooling Präsenz zeigen und für ihre Schüler erreichbar sein. Genauso wie sie Aufgaben stellen, sind sie auch für deren Korrektur verantwortlich. Viele Lehrer nennen daher für ihre Arbeitsmaterialien bereits bei der Erstellung ein konkretes Abgabedatum, an dem es per Email an die Lehrkraft zurückgeschickt werden muss.
Es ist nicht Aufgabe der Eltern, Experte für die Inhalte diverser Schulfächer zu sein. Sofern Korrekturen nötig sind oder es Lerninhalte gibt, die auch ihr Eltern nicht versteht, leitet diese an die Lehrer eurer Kinder zurück. Sucht den Kontakt und bittet sie die Arbeit eures Kindes zu berichtigen, oder zusätzliches Material zur Klärung von Verständnisfragen zu senden.
Bei älteren Kindern kann das in Form von Videokonferenzen angeboten werden. Jüngeren Kindern helfen teilweise auch Lernvideos, die konkret von den Lehrern empfohlen werden. Ihr als Eltern müsst euch nicht in unbekannte Themenbereiche einarbeiten, diese Zeit habt ihr nicht und es ist auch nicht eure Aufgabe. Ich habe bisher die Lehrer meiner Kinder als sehr zugänglich auf Nachfragen und „Extra-Wünsche“ erlebt. Bittet um Hilfe, ihr werdet sie sicherlich bekommen.
Tipp 5: Abschied vom Perfektionismus
Verständnislücken sind in der aktuellen Schulsituation unvermeidlich. Homeschooling kann keinen Fachunterricht ersetzen, das sollte man sich als Eltern bewusst machen. Die gute Nachricht: Es geht allen Kindern so. Euer Kind wird also keine massiven Nachteile in der Klasse haben, wenn es Teilbereiche nicht verstanden hat.
Als Eltern kann man nicht mehrere Fachlehrer ersetzen, daher sollte man sich von diesem Anspruch verabschieden. Ihr müsst nicht perfekt sein und ihr müsst eurem Kind keinen perfekten Unterricht bieten. Der Anspruch an den eigenen Perfektionismus sorgt nur für zusätzlichen Druck, den ihr letztlich an eure Kinder weitergebt. Niemandem ist in der momentanen Situation geholfen, wenn die Anspannung auf Grund von fehlenden oder fehlerhaften Schulaufgaben zusätzlich steigt. Viel wichtiger ist es, als Familie unbeschadet aus dieser Krise hervorzugehen. Und da kann Unterricht dann auch mal hintenanstehen.
Wie erlebt ihr das Homeschooling eurer Kinder: Was funktioniert gut und wo hapert es immer wieder? Ich freue mich auf euer Feedback!
Habt ihr sonst noch Fragen rund um das Thema Schule? Bei meinem Lerncoaching kann ich euch ganz individuell beraten und euer Kind auf einem entspannten und erfolgreichen Weg durch die Schule unterstützen. Schaut gleich mal hier vorbei!
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