Ich liebe meine Kinder. Alle vier, keine Frage. Trotzdem treiben sie mich manchmal an den Rand des Wahnsinns. Angefangen bei meinen dreijährigen Zwillingen, die täglich diverse Höhepunkte der Trotzphase zelebrieren. Weiter geht´s zu meinem 10-jährigen Sohn, der langsam so gar nicht mehr seiner Rolle als Mamas Herzensbub gerecht werden will. Und schließlich ist da noch mein Teenager-Töchterchen, das mit ihren Pubertäts-Allüren ganz locker ihre drei Geschwister in den Schatten stellt.
Willkommen in meiner Welt
Der Fluch der Pubertät holt mich jeden Morgen ein. Dann nämlich, wenn ich extra früh aufstehe, um ein paar kostbare Worte alleine mit meinem 13-jährigen Engelchen zu wechseln, bevor es um 7.30h in der Schule sein muss.
Mit einem freundlichen Lächeln empfange ich sie, meine Kaffeetasse in der Hand, ihren warmen Toast auf dem Teller. Es fängt gut an: „Morgen“, presst sie zumindest aus ihrem halbgeöffneten Mund hervor. Immerhin, man ist ja schon dankbar. Nun fällt das Kind auf den Stuhl, isst und verlangt nach seinem Handy. Dieses wird über Nacht eingesammelt und natürlich muss man vor der Schule darüber informiert sein, was in den letzten 10 Stunden online so los war.
Nun habe ich zwei Möglichkeiten: Entweder zögere ich die Gabe des Handys hinaus und versuche, noch ein bisschen Konversation zu betreiben. Mutig, sehr mutig kann ich dazu nur sagen. Außer genervten Blicken und einsilbigen Antworten wird da nichts zu holen sein.
Oder ich gebe das Handy sofort raus und setze mich still zu meiner Tochter. So kann ich ihr zeigen, dass ich zumindest bei Bedarf als Ansprechpartnerin zur Verfügung stehen würde. Da sie weiß, dass ich morgens höchstens 5 Minuten Handyzeit erlaube, komme ich so meist im Anschluss noch zu einer kurzen Konversation über den anstehenden Tag.
Achtung, Korrektur!
Da ist mir natürlich ein grober Fehler unterlaufen als ich schrieb, dass mich der besondere Zauber dieser Lebensphase jeden Morgen einholt. Das Wochenende ist davon selbstverständlich ausgenommen – und zwar strikt! Am Wochenende muss schließlich geruht werden. Und das ausgiebig! Schlafen mindestens bis 10h, danach „chillen“, maximal einen Griff nach dem Handy tätigen, essen, chillen… Kennt ihr noch den Kater Garfield? Mehr muss ich wohl nicht sagen…
Unter uns: Ich kann mein Schätzchen ja auch irgendwie verstehen. Natürlich weiß ich noch, wie ich mich in dem Alter gefühlt habe und mit welchen Dingen ich geistig so beschäftigt war (Tipp: Die Schule war es nicht 😉). Der Teenie in mir versteht den Teenie im Kinderzimmer.
Aber aus meiner Sicht als vierfach Mama ist es manchmal schwierig, im Alltag die nötige Geduld und das Verständnis für einen Teenager aufzubringen. Auch die drei Geschwister haben so ihre Befindlichkeiten, verlangen Aufmerksamkeit, Energie und Zeit. Klar, so ist das halt mit Kindern.
Oh, du schöne Trotzphase
Hinzu kommt, dass mich regelmäßig der Abschiedsschmerz plagt. Ich schaue mein Kind an und frage mich: Wann ist sie denn so verdammt groß geworden? Wo sind die Jahre geblieben, ich habe sie doch gerade erst entbunden! Und plötzlich ist sie fast so groß wie ich, schminkt sich und wirkt manchmal schon ganz abgeklärt und erwachsen.

Wir beide…
Eine weitere harte Erkenntnis kommt hinzu: Ich bin raus. Nicht ganz, das werde ich als Mama natürlich nie sein. Aber ich bin bei weitem nicht mehr so wichtig für meinen Teenager, wie ich es einmal. Ich bin ihr Fels in der Brandung, ich bin immer für sie da und sie schätzt es, diese Gewissheit im Rücken zu haben. ABER: Die für sie wichtigen Dinge macht sie jetzt mit sich alleine aus. Oder mit ihrer Freundin. Dabei bleibt die Zimmertür geschlossen, Eintritt verboten. Nicht nur für den kleinen Bruder, sondern auch für mich. Schluchz!
So gesehen war die Trotzphase dann doch noch recht schön, denn gebraucht wurde man da als Mutter zu 100%. Ohne Mama ging es nicht. Wenn der wütende Orkan toste konnte man mit der eigenen Reaktion auf das Kind einwirken. Das zeigte sicher nicht immer sofort die gewünschte Wirkung, doch als Stütze und ggf. Korrektiv war Mama unverzichtbar.
Enttäuschung, Wut und Tränen endeten oft mit einer ausgiebigen Kuscheleinheit, bei der sich alle Gemüter wieder beruhigten. Dann wurde die körperliche Nähe genossen und die vorherige Aufregung vergessen. Wir beide, du und ich – eine Einheit.
Ich würde nicht sagen, dass da jetzt eine Distanz ist. Eine kleine vielleicht, aber die ist in diesem Prozess der Abnabelung sicher auch nötig. Es ist eher eine Veränderung in der Beziehung, die sich ganz langsam Richtung Erwachsenwerden bewegt. Etwas Neues für beide Seiten – für meine Tochter und für mich auch.
Leben heißt für mich Veränderung. Ansonsten tritt Stillstand ein und der ist nie eine gute Alternative. Aber ich müsste lügen, wenn ich behaupten würde, dass mich diese Veränderung unberührt lässt.
Wie ist das bei euch, könnt ihr meine Gedanken nachvollziehen? Ich freue mich sehr über eure Kommentare!
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