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Coronaeltern in den Medien: Laut werden für die leisen Stimmen der Familien

Letzte Woche habe ich einen Beitrag mit dem Titel “Keine Perspektive für Kita und Co: Wie Coronaeltern alleine gelassen werden” veröffentlicht. Dieser Artikel hat hohe Wellen geschlagen und ist von meinem Blog direkt in die BILD Zeitung gewandert. Nun kann man über die BILD ja sagen was man will, aber Reichweite hat sie. Grund genug also, meine Gedanken und mein Gesicht für dieses wichtige Thema öffentlichkeitswirksam zu präsentieren.

Viola Herrmann Coronaeltern Presse Bild Zeitung Bloggerin Autorin

BILD Zeitung vom 30. April 2020


Viola Herrmann Bloggerin Coronaeltern Autorin

Die Resonanz auf meinen Beitrag war überwältigend. Auf dem Blog, bei Instagram und über unzählige direkte Emails haben sich Eltern bei mir gemeldet, die sich sonst von der Politik nicht gesehen fühlen: Mütter, die seit Wochen versuchen Homeschooling, Haushalt, Homeoffice und Kleinkinder unter einen Hut zu bringen und doch das Gefühl haben, täglich zu scheitern. Väter, die außer Haus arbeiten gehen und abends versuchen, ihre völlig erschöpften Frauen irgendwie aufzufangen. Die nach dem Abendessen mit ihren Kindern Schulaufgaben erledigen oder kontrollieren und dabei selber nie abschalten können. Dazu noch viele Großeltern, die sich mittlerweile über das Kontaktverbot hinweggesetzt haben, um ihre Kinder mit den Enkelkindern zu unterstützen. Die bewusst ein eigenes Risiko eingehen, da die aktuelle Situation akute Probleme für ihre Familienangehörigen mit sich bringt.

Jeder Kommentar ein Schicksal, jede E-Mail ein ausgeschüttetes Herz.

Allen ist gleich, dass sie sich in ihrer momentanen Lage als Coronaeltern nicht gesehen fühlen. Dabei gibt es keine Beschwerden über die ersten paar Wochen, über die herausfordernde Zeit der Umstellung ab Mitte März. Natürlich waren diese Maßnahmen nötig und natürlich haben wir unser Leben dementsprechend umgestellt – so der allgemeine Tenor. Es gibt ein grundlegendes Verständnis für die angeordneten Corona-Maßnahmen. Doch es gibt auch Fragen, die sich zunehmend aufdrängen: Wann wird es konkrete Erleichterungen für Eltern geben? In welchem Zeitraum können wir mit Kita- und Schulöffnungen rechnen? Welche Modelle werden für die einzelnen Altersklassen angedacht? Dürfen wir uns vorher mit der Betreuung in privaten Kleingruppen gegenseitig unterstützen?

Nein, das ist nicht leicht zu beantworten. Und nein, es wird auch kein Patentrezept geben. Genauso wenig wie es für den Einzelhandel, die Autoindustrie und sämtliche von Corona betroffene Branchen ein Patentrezept gibt. Kein Elternteil verlangt überstürzte Öffnungen.

ABER: Es müssen konkrete Konzepte erarbeitet werden, die Eltern eine echte Perspektive bieten. Da kann seitens der Politik nicht von einer schrittweisen Kita- und Schulöffnung nach den Sommerferien gesprochen werden. Das ist keine Perspektive, das ist für viele Familien eine Katastrophe. Und wenn es wirklich so lange dauern wird, schrittweise zur Normalbetreuung zurückzukehren, dann müssen für die Zeit bis dahin andere Angebote angedacht und umgesetzt werden. Denn viele Eltern und viele Kinder werden es schlichtweg nicht bis August oder September aushalten.

Soziale Spätfolgen bei Kindern und Eltern

Ich mache mir Sorgen um die Kinder, die kein behütetes Zuhause haben. Die momentan ausschließlich Familienstrukturen ausgesetzt sind, die ihnen nicht guttun oder sie vielleicht sogar schädigen. Ein schier unerträglicher Gedanke, wenn man seine eigenen Kinder hegt und pflegt wie einen Schatz. Wie stehen Kinder diese Zeit durch und welche Folgeschäden werden sie davontragen? Ich denke, dass die sozialen Auswirkungen dieser Corona-geprägten Monate noch überhaupt nicht absehbar sind.

Dazu der massive Druck, der auf Coronaeltern lastet. Wirtschaftliche Sorgen, teilweise konkrete Existenzängste, permanente Überlastung durch den immerwährenden Einsatz als Arbeitnehmer oder Elternteil. Viele Beziehungen werden diese Phase nicht überstehen. Verlierer sind alle Familienmitglieder: Mütter, Väter und Kinder.

Eigentlich sind wir so viele. Aber unsere Stimme ist immer noch viel zu leise.

Eure Ideen, Kommentare und Anmerkungen sind wie immer herzlich willkommen – am besten direkt ins Kommentarfeld!

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