Eine erlebnisreiche Skiurlaubswoche liegt hinter uns. Zwei Erwachsene und vier Geschwister gemeinsam in einem kleinen Appartement, das wenig Platz für den Rückzug des einzelnen bietet. Klar, dass es da in sieben Tagen auch mal zu Streitigkeiten kommt. Und wieder einmal ist mir aufgefallen: Ältere Geschwister zu sein ist manchmal auch recht undankbar.
Zwei Kleinkinder und zwei ältere Geschwister
Vierjährige Kleinkinder können ganz schön anstrengend sein. Ich habe zwei davon. Meine Zwillingsmädchen sind zuckersüß – und trotzdem eine Herausforderung. Dabei sind sie weder besonders laut oder aufgedreht, sie hauen einander nicht und können sich auch im Hotelrestaurant ganz passabel benehmen. Trotzdem kosten zwei Portionen quirliges Kinderleben die anderen Familienmitglieder oftmals ganz schön viel Kraft.
Meine Mädels verteilen ihre Emotionen ungefiltert. Glück, Freude, Schmerz, Erschöpfung, all das prasselt knapp 14 wache Stunden auf die anderen Familienmitglieder ein. Als Mama versuche ich natürlich, sie jederzeit bestmöglich aufzufangen. Ich teile ihr Glück mit einem Lächeln, lindere ihren Schmerz mit einem Pflaster und streichle ihren Kopf bei Erschöpfung. Alles von Herzen und von Herzen gerne.
Schwierig wird es nur dann, wenn ich selber gestresst bin. Vielleicht, weil ich nicht gut geschlafen habe. Oder weil es im Skiurlaub feste (Skischul-)zeiten gibt, die mit vier Kindern eingehalten werden müssen. Oder, oder, oder. Ich glaube, dass man als Mutter auch mal gestresst ist, könnt ihr alle gut nachvollziehen.
Und da kommen wir zum Kern meiner Überlegungen. Die Kleinen können (meistens) nichts für ihr Verhalten. Dieses wird zwar von mir wenn nötig reglementiert, aber letztlich mit viel Verständnis und Empathie begleitet. Bei den älteren Geschwistern sieht es da anders aus.
Viel Geduld für die Kleinen – wenig für die Großen
Sobald sie aus der Reihe tanzen, zappelt mein Geduldsfaden an einer ganz kurzen Leine. Egal ob sie sich miteinander streiten oder für mein Empfinden zu langsam fertig machen – ich werde sauer. Keine Spur mehr von der Engelsgeduld, die ich für meine vierjährigen aufbringe. Nein, bei meinen beiden großen setze ich definitiv andere Maßstäbe an und erwarte, dass sie sich vernünftig benehmen und nicht noch zusätzlich Tohuwabohu produzieren.
Das ist ein Fehler, dessen ich mir oftmals schmerzlich bewusst bin. Ja, sie sind die älteren Geschwister von Zwillingen im Kleinkindalter. Aber mit 14 und 12 Jahren sind auch sie noch Kinder. Als solche haben sie auch das Recht, sich dementsprechend zu benehmen. Und eben nicht so zu funktionieren, wie ich es mir wünschen würde.
Ältere Geschwister zu sein kann auch eine Belastung darstellen. Natürlich ist es toll, wenn man mehr darf als die Kleinen und darum ordentlich beneidet wird. Aber es liegt auch eine größere Verantwortung auf den eigenen Kinderschultern. Vernünftige Schulleistungen bringen, im Haushalt helfen und die Kleinen versorgen sind alles Anforderungen, die an die größeren Kinder gestellt werden.
Auch ältere Geschwister dürfen Kind sein
Unzumutbar? Keinesfalls. Eine (Groß-)familie kann nur funktionieren, wenn jeder auf seine Art ein wenig mithilft. Je größer das Kind, desto größer darf auch die Verantwortung sein. Aber dennoch sollten wir uns als Eltern bewusst machen, dass auch die älteren Geschwister noch Kinder sind. Sie haben ihre ganz eigenen Themen, ihre Wünsche oder Vorstellungen vom Familienleben. Manchmal verhalten sie sich wie 5, obwohl sie doch schon fast 15 sind. Gut so! Sie verdienen das gleiche Verständnis von uns Eltern wie ihre jüngeren Geschwister. Altersgerechte Anforderungen an sie zu stellen ist in Ordnung.
Genauso in Ordnung ist es aber auch, wenn sie diese nicht immer erfüllen können.
Könnt ihr meine Gedanken nachvollziehen? Geht es euch mit euren Kindern auch manchmal so? Ich freue mich über eure Rückmeldung im Kommentarfeld!
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