Endlich zu den großen Oberschülern gehören, darauf freut sich mein Sohn schon seit sechs Jahren. So lange dauert in Berlin/Brandenburg nämlich die Grundschulzeit und damit durchschnittlich zwei Jahre länger als in vielen anderen Bundesländern. Das Gymnasium als Schulform hat er sich schon lange gewünscht und seine Zensuren haben diesen Schritt ermöglicht. Nach einer Woche auf der neuen Schule stellt er nun fest: Die Oberschule ist eine ganz andere Welt, als er von seiner Grundschule gewöhnt war.
Ein neues Schulgebäude
Alles ist neu. Das Gebäude ist größer und somit zunächst einmal unübersichtlicher. Lange Flure gehen vom offenen Eingangsbereich ab, die eine Vielzahl von Klassen- und Fachräumen beherbergen. Nach der zweiten Stunde vom Englischraum zum Chemie-Labor? Eine Herausforderung für meinen Sohn und seine neuen Klassenkameraden. Dazu kommt, dass er sich an einen völlig neuen Stundenplan gewöhnen muss. Ein früherer Schulanfang sowie längere Unterrichtszeiten zehren an seinen Kräften. Das ist bereits nach fünf Tagen deutlich geworden und ich bemühe mich, ihm möglichst viel entspannten Ausgleich am Nachmittag anzubieten. So hat er zumindest ein bisschen Zeit, um die unzähligen neuen Eindrücke langsam verarbeiten zu können.
Die Mitschüler
Zu diesen zählen natürlich vor allem die neuen Mitschüler: Auch wenn zu Grundschulzeiten über den einen oder anderen gemeckert wurde, so hat der gewachsene Klassenverband meinem Sohn doch eine große Sicherheit gegeben. Man kannte einander seit Jahren und wusste, wer für welchen Spaß zu haben war. Auf dem Gymnasium heißt es nun, sämtliche soziale Kontakte neu zu ordnen und Freundschaften aufzubauen. Natürlich wird sofort geschaut, wer dafür wohl in Frage käme – und wer auf keinen Fall. Doch ich ermuntere meinen Sohn, nicht vorschnell zu urteilen. Jedes Kind in der Klasse ist in den ersten Tagen verunsichert und benötigt Zeit, um all seine Facetten im Klassenverbund zeigen zu können. Voreilige Einschätzungen der anderen sind daher sowohl unsinnig, als auch unfair.
Neue Lehrer
Apropos Einschätzungen: Die gelten natürlich auch für die Lehrer. Innerhalb der ersten Schulstunden meint mein Sohn, seine Lehrer einwandfrei beurteilen zu können. Die ist so, der ist so – für ihn eine klare Sache. Das einzig Gute an seinem Urteil ist, dass zunächst fast alle Lehrer einen positiven ersten Eindruck hinterlassen haben. Schön, wenn Schüler das Gefühl vermittelt bekommen, willkommen zu sein und geschätzt zu werden. Und im Stillen bin ich sehr dankbar für die Tatsache, dass die Klassenleitung an diesem Gymnasium sowohl weiblich, als auch männlich ist. Wenn die Lehrer dann mit Anfang 30 auch noch recht nah an der Lebenswelt der Schüler dran sind, so freut mich das als Mutter noch zusätzlich.
Auch die Großen sind noch Kinder
Es ist so viel, was in den Schulstunden auf ihn einströmt. Und das merke ich ihm an, denn er ist nachmittags körperlich und geistig erschöpft. Ob das wohl wieder weniger wird, fragt er mich. Jein, ist meine ehrliche Antwort. Denn die größere Anzahl an Schulstunden wird bleiben und in den kommenden Jahren noch weiter steigen. Ebenso wachsen die Leistungsanforderungen, die an die Kinder gestellt werden. Aber er wird lernen, damit klarzukommen, da bin ich mir ganz sicher. Diese neue Schulrealität wird irgendwann zum Alltag werden und ihn nicht mehr so strapazieren, wie das momentan der Fall ist.
Er ist dankbar für meine Ermunterungen, das sehe ich ganz deutlich in seinen Augen. Mein Sohn, und sicherlich ganz viele andere Kinder, die gerade den Übergang von einer Schule zur anderen meistern, braucht in der nächsten Zeit viel Unterstützung von mir. Ob Gymnasium oder Sekundarschule ist dabei völlig egal. Er braucht ein offenes Ohr für seine Sorgen genau so wie offene Arme für eine große Umarmung.
Irgendwie ist er dann doch noch so klein mit seinen 12 Jahren.
Wie geht es euren Kindern mit dem Wechsel von Grundschule zu Oberschule? Ich freue mich auf eure Kommentare!
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